Facebook als Footbook

Natürlich: Es gîbt Gründe, um dem Internet im Allgemeinen und Facebook im Besonderen mit einer gewissen Skepsis zu begegnen (wobei: Mir ist immer noch nicht ganz klar, wieso sich jemand erst mit Name und Adresse und Hobbies und allem auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform registriert – und dann Zetermordio schreit, weil seine Angaben öffentlich zugänglich sind. Es ist wie mit den Leuten, die sich in der Anflugschneise des Zürcher Flughafens ein schickes Häuschen bauen und drei Tage nach dem Einzug gegen den Fluglärm demonstrieren).

Sehr oft bereitet es aber einfach nur Vergnügen, die inzwischen nicht mehr sooo neuen Medien zu nutzen. Ein Prachtsbeispiel dafür ist die Sache mit den Fussbildern, die seit gestern in diesem Blog und auf Facebook läuft.

Angefangen hatte es damit, dass ich einen Beitrag über Fussfotos von Lucia Steiner und meinem Brüetsch in den Blog stellte. Am Schluss des Textes regte ich die Leserinnen und Leser an, mir Bilder von ihren Füssen zu schicken – ohne zu wissen, wer diese Leserinnen und Leser überhaupt sind. Dann publizierte ich den Blog auf Facebook, ging ins Büro und dachte nicht mehr daran.

Doch kaum hatte ich mich wieder eingeloggt, stellte ich überrascht fest: die Leute machen mit. Verschiedene Facebook-Freundinnen und -Freunde plus diverse Menschen, die ich nur dem Namen nach „kenne“, schickten mir tatsächlich Bilder von ihren Füssen. Manche stiegen in ihre Archive, um etwas zur Galerie beizusteuern; andere griffen zum Fotoapparat und knipsten ihre untersten Extremitäten extra für diese Aktion.

Ich brauchte dafür niemanden direkt anzuschreiben; das Projekt, das gar kein Projekt sein sollte, entwickelte sich von alleine: A liess mir über Facebook ein Bild zukommen; B bekam das auf ihrer Site mit, fand das eine gute Idee, schickte ihrerseits eine Aufnahme – und das wiederum sah C, der dann ebenfalls…   

Der Sinn der Übung? gleich Null. Mehrwert: nicht erkennbar. Nutzen für die Bevölkerung von Nordkorea: einige Fuss unter der Friedensnobelpreisnominationsgrenze.

Trotzdem: Innert kürzester Zeit haben ein paar Zeitgenossinnen und -nossen aus einem simplen Gschichtli eine witzige Mini-Aktion gemacht – ohne sich umständlich abgesprochen zu haben und, vor allem, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

Etwas Ähnliches vor 20 Jahren zu lancieren, wäre logistisch, zeitlich und – mit Blick auf all die Briefmarken und Filme – auch finanziell eine so grosse Herausforderung gewesen, dass die meisten potenziellen Teilnehmenden dankend kopfschüttelnd abgewinkt hätten. Wenn nicht, wäre zwar irgendwann, nach Wochen, ein Stapel Abzüge vor mir gelegen. Doch so richtig Freude hätte es zu jenem Zeitpunkt nicht mehr gemacht. Der Zauber des Spontanen wäre längst verflogen gewesen. Ich hätte die Fotos – vielleicht – in ein Album geklebt und fertig. Niemand hätte sie je gesehen.

So jedoch, mit diesem Internet: Ein paar Klicks, und x Personen wissen, wie die Füsse ihrer Bekannten und Unbekannten aussehen. Das bringt niemanden viel weiter, natürlich.

Aber um weiterzukommen, haben die Menschen ja ihre Füsse.

Zeigt her eure Füsse

Neulich stellte meine Facebook-Freundin Lucia Steiner – die ich im echten Leben noch nie gesehen habe, aber jetzt dann un-be-dingt mal treffen möchte, wenn sie schon ständig mit meinem Schatz ausgeht – dieses Bild auf ihre Seite:

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Das war am 15. Juli 2010.

Kaum war der Helgen online, sah mein Brüetsch sich bemüssigt, auf derselben Plattform zu bedenken zu geben, dass er dieses Bild

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kurz vor Lucia publiziert habe.

„Wer häts erfunde?“, schrieb er darunter, als ob ers erfunden hätte.

Nun – vor genau einem Jahr wurde Facebook durch diese Illustration veredelt:

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Damit ist die Frage, wer die Füssefotos erfunden hat, zwar noch nicht abschliessend beantwortet. Aber klar ist, dass Frau Steiner und mein Bruderherz mit ihren Bildern jetzt gar nicht so innovativ tun müssen. Die untersten Füsse gehören nämlich mir.

Aber gut: Ich kann das verkraften. Ich schmolle nicht wegen so einem Chabis; oh, nein: ICH BIN KEIN BISSCHEN EINGESCHNAPPT!

Immerhin weiss ich jetzt, wie sich Paul Simon und Art Garfunkel fühlen müssen, wenn sich wieder irgendein Strassenmusikant an ihrem „Condor pasa“ vergreift.

(Weitere Fuss-Porträts bitte über Facebook oder an hofstetter.hannes@gmail.com.
Wenn genügend zusammenkommen, richte ich hier eine kleine Galerie ein.)

Nachtrag: Der Aufruf blieb nicht unerhört, bzw. -gelesen.

I proudly present – die Füsse von Katrin Rüegsegger-Gipp:

Und weiter gehts:

Hier die Füsse von

Brigitte Helfenstein…

…Simon Walther-Gipp…

…die Treter von Katja Rüegsegger…

…und jene von Conny d’Alonzo.

Aber damit (hoffentlich noch lange) nicht genug: voiçi – aus technischen Gründen leicht überdimensioniert –

die Flossen von meinem Brüetsch…

…und die Schreibgeräte meines worldbest Bürogspändlis Nicole Hättenschwiler.

Soeben hat

Barbara Panier

die Sammlung um zwei (demnächst) wie neu wirkende Exponate ergänzt.

Auf diesen Füssen tänzelt

Hannes Zaugg-Graf über das gemeinde- und kantonspolitische Parkett.

Nachts um 3 – wir Galeristen kennen da nichts – kommen neue Füsse hinzu; nämlich jene von

Denise Hübscher (vermutlich links) und

Eva Walther-Gipp (in einem aufwändig simulierten Sonnenaufgang).

Feet reloaded gibts von

Barbara Panier (der Einsatz hat sich gelohnt!),

Lucia Steiner (das dazugehörige Gesicht steckt wohl hinter einer Burka),

Brigitte Helfenstein (jetzt nackt; huch) und

die neu designeten Gehhilfen von Katrin Rüegsegger-Gipp.

Zwei Jahre später: Noch immer fotografieren Menschen ihre Füsse, und nach wie vor gehört dieser Beitrag aus mir ungebekannten Gründen zu den meistgeklickten dieses Blogs.

Also bauen wir die Galerie einfach aus. Den Auftakt macht Leimbachs Gemeindeammann (für die Berner Leserschaft: Gemeindepräsidentin) Janine Murer-Merz:

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Hartes Los

Als Journalist hat mans schon nicht immer leicht.

Morgen zum Beispiel stehe ich mitten in der Nacht auf, um um 7.20 Uhr den Zug nach Zürich zu erwischen, wo ich in die Bahn nach Chur umsteige, von wo aus es dann mit dem Postauto weitergeht.

Dreieinhalb Stunden werde ich unterwegs sein, und das alles nur, um mich für eine BZ-Serie hier

chli umzusehen.

Sommermomente

Schwanenfamilie auf dem Zugersee.

Chantal auf dem Gotthard-Pass.

Blühendes Leben in Minusio.

Ich in der Hängematte.

Mein Fuss in Locarno.

Abendhimmel über Zug.