Platz da

Sonntag, 31. Januar 2021, 9.15 Uhr

Mit rund 40 Personen an Bord hebt ein Airbus 320 von Edelweiss Air in Zürich ab. Eigentlich sollte Flug WK210 vier Stunden später in Las Palmas auf Gran Canaria landen. Weil aber einige Leute eine ebenfalls nur spärlich gebuchte Reise nach Teneriffa gebucht hatten, legte Edelweiss die beiden Flüge zusammen.

In Teneriffa steigen alle Passagiere aus. Die einen bleiben auf der Insel. Die anderen warten in einer abgetrennten Halle auf den Weiterflug. Nach einer halben Stunde dürfen wir den Flieger – sein Innenraum wurde in dieser kurzen Zeit geputzt und desinfiziert – wieder besteigen. Zusätzlich entern zwei, drei Dutzend Menschen die Maschine, welche zurück nach Zürich wollen. Genauso, wie wir einen Umweg über Teneriffa nehmen mussten, legen sie gleich einen Zwischenhalt in Las Palmas ein.

Das alles ist für sämtliche Beteiligten mit einigem Aufwand und etlichem Zeitverlust verbunden. Aufregen tut sich jedoch niemand.

Chly gespenstisch

Samstag, 30. Januar 2021, gegen 19 Uhr

Normalerweise würde es im Flughafen Zürich um diese Zeit von Menschen wimmeln.

Aber normal ist natürlich auch hier schon lange nichts mehr. Der Gang durch die Hallen ähnelt der Besichtigung einer Geisterstadt.

Auch das Restaurant des Flughafenhotels ist leer. Bis vor einem Jahr unterhielten sich an seiner Bar Leute aus allen möglichen Nationen in allen denkbaren Sprachen über das, was sie auf ihren Reisen gerade erlebt haben, oder das, was sie in den nächsten Wochen erleben möchten.

Jetzt ist dieser Treffpunkt geschlossen. Nur zwischen 18 und 21 Uhr werden Snacks serviert. Die Pizzen karrt freudlos ein Kurier mit dem Lieferwagen heran.

Neben den Liften steht ein Roboter. Man kann ihn vom Zimmer aus anrufen und ihm sagen, was man trinken möchte. Dann bringt er es hoch; er tut das lautlos und wartet nicht auf Trinkgeld. Auf mich wirkt er ein bisschen unheimlich.

Wie alles hier.

Berichten statt blödeln

Sooli: Übermorgen fliege ich nach Gran Canaria. Für drei Monate verlege ich mein Home und mein Office vom meist nasskalten Burgdorf auf die trockene und dauerbesonnte Insel vor der Küste Westafrikas.

Schreiben werde ich hier einerseits, um Geld zu verdienen. Und andererseits natürlich auch einfach so. Wer Nonsense wie gehabt erwartet (Beispiele dafür gibts hier, hier und hier) wird jedoch möglicherweise enttäuscht: In mehr oder weniger loser Folge notiere ich auch, was der Virus in dieser Touristenhochburg an(ge)richtet (hat), wie die Einheimischen und die Touristen damit umgehen oder wie sich der Alltag in einem palmenumsäumten Hochrisikogebiet anfühlt.

Ich steige, kurz gesagt, völlig planlos und mit grösstmöglicher Ergebnisoffenheit in das Projekt „Auswärtsschaffen“ und bin selber gespannt, was dabei herauskommt.

Viel Vergnügen

Frei von jeglicher Schadenfreude: Wieviel Spass macht ein Skitag, wenn man aus dem hinteren Drittel einer solchen Schlange nach vorne guckt? Meinten der Papi und das Mami genau das, als sie am Samstag beim Zmorge verkündeten, jetzt brauche die Familie mal wieder chly Bewegung an der frischen Luft?

Wenn auch zig Kleinkinder anstehen, die schon nach fünf Minuten loszuzetern beginnen, wie lange das eigentlich noch gehe, und überhaupt hätten sie Hunger und kalt und müssten dringend aufs WC, und zwar nicht zum Bisle: fägt das für die Eltern und die Mitwartenden über Stunden hinweg?