
Licht aus, Spot an: In der Nacht vom 28. auf den 29. November 2020 läuft der Vollmond über Davos um 2.55 Uhr auf Hochtouren.

Licht aus, Spot an: In der Nacht vom 28. auf den 29. November 2020 läuft der Vollmond über Davos um 2.55 Uhr auf Hochtouren.

Wer wissen möchte, wie es eigentlich auf der Rückseite all der Sterne aussieht, die jetzt wieder überall an den Balkonen hängen, obwohl wettermässig nur sehr Weniges auf Weihnachten hindeutet und zig Leute froh wären, wenn die Adventszeit, wie seit Mitte März schon manch anderes vermeintlich Unabsagbares, gestrichen würde, weils eigentlich kaum jemandem so richtig nach Adventen zumute ist (wenn wir schon dabei sind: in „Stille Nacht“ heisst es „Gottes Sohn, oh wie lacht“ und nicht, wie man bel flüchtigem Hinhören auch verstehen könnte, „Gottes Sohn Covid lacht“), und da die grosse Frage für einmal nicht lautet, für wieviele Gäste man Fondue Chinoise bestellen soll, sondern, ob es sich überhaupt lohnt, für 4 Personen 6 Sorten Fleisch und 18 Sösseli samt Rechaud und Pfännli und Brennsprit und Doppelzinkengabeln und allem aufzutischen und am Ende noch stundenlang in der Küche zu stehen, bis die Schäli für die Miniessiggurken und Babymaiskolben und Silberzwiebeln und so weiter und so fort wieder für 12 Monate im Schrank verstaut werden können, und ungeachtet dessen, dass beim Gedanken daran, Heiligabend statt kreuz und quer durcheinander plaudernd am Tisch plusminus alleine vor dem Laptop mit der per Videochat zugeschalteten und nonstopp über diese Sache diskutierenden Verwandtschaft zu verbringen, nicht allen gleich warm ums Herz werden dürfte – so:

Ich höckle auf einem Bänkli in einem Wald bei Davos. Ab und zu bläst der Wind sanft Schnee von den Tannen. Aus dem Nichts heraus erinnere ich mich an die TV-Sendung „Die grössten Schweizer Hits“. Damals sass auch Polo Hofer auf einer Bank. Inmitten unzähliger weisser Flocken fragte er uns (und vielleicht auch ein bisschen sich selber), „warum syt dir so truurig?“
Ich suche auf dem Handy den Clip, stöpsle den Kopfhörer in die Buchse – und darf an diesem wunderschönen Wintertag dann einfach so chly Zeit mit einem Menschen verbringen, der vor drei Jahren für immer verschwand. Und – sicher nicht nur – mir manchmal schampar fehlt.

Sonntag, 22. November, um 3.15 Uhr auf dem Balkon eines Davoser Hotels: der Lichtblick des Jahres 2020.

Das kann passieren, wenn man bei Christian Bolliger, dem Küchenchef des Hotels Stadthaus, am Morgen um 10.15 Uhr aus purem Blödsinn das Überraschungsmenü mit Vorspeise, Hauptgang (ohne Gemüse) und Dessert bestellt und sagt, man müsse um 10.30 Uhr schon wieder weg.
Ganz, ganz grosses Kino![]()
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