Jemensch spinnt immer

Da geht er dahin, der Sommer 2020, und kommt nie wieder. Er hats gut: Für ihn ist dieses seltsame Jahr schon vorbei.

Um es mit Wolfgang Sebastian Rilke zu sagen: Der Sommer war gross (wenn auch nicht gar so gross, wie er hätte sein können; an Regenstunden herrschte kein Mangel, und wer die Tage, an denen die Temperatur unter 30 Grad fiel, abzählen möchte, würde dafür mehr als zwei Hände benötigen, aber deswegen braucht man ihn nicht gleich als „klein“ zu verunglimpfen, und überhaupt kommts auch bei Sommern mehr auf die Innereien an als auf die Grösse).

Abgesehen davon: Wenn wir schon fast den kompletten Frühling 2020 drinnen verbracht haben – wer weiss schon, wie manchen Sumer (Klammer auf: „Sumer“ ist eine respektvolle Konzession an den langsam wegsterbenden mittelhochdeutsch sprechenden Teil der Leserschaft, Klammer zu) wir noch draussen geniessen dürfen?

Kurz, bevor er sich dem Ende zuzuneigen begann, ereigneten sich ein paar Dinge, welche die Bevölkerung in Südafrika wohl nur am Rande tangieren, es meiner unmassgeblichen Ansicht nach aber doch Wert sind, zu Augen der Nachwelt notiert zu werden.

Vielleicht beweisen die Vorfälle, was ich schon seit einem geraumen Weilchen vermute: dass es seit Corona deutlich mehr seltsame Leute gibt als vorher.

Möglicherweise deuten sie aber auch nur darauf hin, dass ich seit Mitte März ein bisschen komisch geworden bin und dass meine Toleranzgrenze ähnlich rapide sinkt wie die Covid 19-Infektionszahlen steigen (aber ich weiss: Je Tests, desto positiv undsoweiterundsofort).

Mit meinem neugewonnenen Gspüri für hochgradig Verstörendes wurde ich auf Facebook dank eines lokalen Gastronomen eines neuen Begriffes gewahr:

Ich meine: nichts gegen Holunderbeeren, wirklich nicht. Früher schossen wir besonders reife und entsprechend saftige Exemplare zu Dutzenden durch entfilzte Stifte auf die eben mit Ariel porentiefgewaschene Weisswäsche am Ständer in einem nahen Garten, und wenn jetzt jemand kommt und fragt, obs überhaupt noch gehe, bzw. gegangen sei, kann ich nur sagen: andere ballerten mit ihren Luftgewehren auf Hühner, denen sie zuvor kirschgetränkte Brotkügelchen zu picken gegeben hatten.

Aber „jemensch“? Im Ernst*In_enden? Wo kommt das her? Wo führt das hin? Und, liebe Sprachvergewaltigende: Wäre es, wenns denn schon sein muss, tschendermässig nicht konsequent, aus „der Mensch“ „das Mensch“ zu machen, auf dass niemanfraud sich mehr benachteiligt zu fühlen bräuchte, wenn jemand „jemand“ schreibt?

Jedenfalls: In Burgdorf hatte neulich jemand ein Problem. Das hätte sich bestimmt mit einem Anruf lösen lassen, oder mit einer Mail, doch auf diese Idee kam die Frau nicht. In der festen Überzeugung, dass zwingend an die Öffentlichkeit gehört, was sich in öffentlich zugänglichen Räumen abspielt, erachtete sie es als sinnvoll, ihr Anliegen den über 5000 Leserinnen und Leser der für ihre differenziert formulierten Inhalte berühmten Facebook-Seite „Du bisch vo Burgdorf…“ zur Klärung zu unterbreiten:

Möglicherweise hoffte sie tatsächlich nur auf eine Antwort. Sehr wahrscheinlich ging es ihr in einer Epoche, in der schon die Namensänderung für eine Süssware Schnappatmungen an den Stammtischen auslöst, aber vor allem darum, mit sowenig Aufwand wie nötig soviel Hysterie wie möglich zu entfachen, auf dass die Badi schleunigst ihren pädophilenfreundlichen Sanitärbereich schliesse, die Schule sich subito vom Grüsellehrer trenne und ein Gericht den Wüstling für den Rest seines kümmerlichen Lebens von der Zivilisation separiere, wenn nicht sogar der per Notrecht wiedereingeführten Todesstrafe zuführe.

135 Leserinnen und Leser kommentierten den Beitrag. Sie waren sich – was auf diesem Social Media-Kanal so unüblich ist wie, sagen wir, Hühner auf Holunderbeeren zu werfen – weitestgehend einig:

Mein Glaube an das Gute in meinen Zeitgenossinnen und -nossen war damit wieder halbwegs hergestellt, allerdings nicht für lange:

Auch datzu gähbe es sicher ettwas zu schreiben nur fehlt mir beim bessten Willen nichtz ein hoffentlich sind die Einbrecher vort.

Einen silbernen Opel Corsa gab es zwar nicht zu gewinnen (und auch sonst kein Auto); trotzdem beteiligte ich mich am 1. Burgdorfer Volks-Minigolfturnier. Dafür hatte ich mich mit 38 Punkten qualifiziert, was angesichts der Tatsache, dass ich mich wegen der ständigen Zwischenfälle in der unmittelbaren Umgebung der Anlage kaum je auf das Wesentliche konzentrieren konnte, nicht ganz selbstverständlich war.

Der Wettkampf verlief für mich und einige noch verheerender klassierte Mitstreiter ein wenig naja. Verantwortlich für unsere mutzen Resultate waren einerseits sicher das Wetter und andererseits möglicherweise auch die Gegner.

47 Punkte: Das war nicht, was ich erwartet und schon gar nicht, worauf ich monatelang hintrainiert hatte. Aufs Tiefste gekränkt und vor Selbstzweifeln bis fast auf die Knochen zerfressen, absolvierte ich den Parcours wenige Stunden später noch einmal mit einem Mitablooser, und siehe da: Für die 18 Bahnen benötigte ich im zweiten Umgang nur noch 41 Schläge (was am Morgen zum 4. Platz gereicht hätte) und er deren 46.

Doch all die Hättens, Wärens und Wenns bringen uns nicht vürschi; nicht in Zeiten wie diesen und nicht in anderen. Wir haben, wie der Franzose sagt, to face the facts, und dazu gehört, dass es auf diesem Planeten offensichtlich Menschen gibt, die des Minigölflens kundiger sind als ich.

Aber dafür muss ich weder mit nackten Lehrern duschen noch in Hindelbank Opel fahren, und das ist, wenn man lange genug darüber nachdenkt, schon sehr viel mehr, als vom Leben verlangt werden kann.

Heiter weiter

Coronabedingt abgesagt: Veranstaltungshinweise in Burgdorf. (Bild: Urs Hofstetter)

„Das ist wie in einem Land vor unserer Zeit!“, staunte mein Brüetsch, als er mich vor ein paar Wochen besuchte. Wir standen vor einer Vitrine, in der Plakate für Anlässe hingen, die wegen Corona abgesagt wurden.

Inzwischen ist zumindest in Burgdorf alles anders: Während es anderswo darum geht, die Menschen voneinander fernzuhalten, um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern, führen die hiesige Stadtverwaltung und private Veranstalter Leute zusammen.

In der Schmiedengasse fand neulich eine Buchvernissage statt. Dutzende von Interessierten standen arglos diskutierend beisammen und verpflegten sich Schulter an Schulter an einem Buffet. Später dislozierten sie unter die Marktlauben an ein Konzert.

Am selben Abend richtete ein Restaurant am Hofstatt-Platz einen „Balztanz“ samt DJ, Bar und „feinem Futter“ aus. „Einige Verwegene wagten auf dem holprigen Naturboden ein Tänzchen, ansonsten wurde einfach das ‚Zämesi und Ploudere‘ genossen“, rapportierte die Lokalzeitung.

Und – judihui! – es geht heiter weiter: Mitte Oktober steigt am Schlossfuss die 15. Kulturnacht. Deren Reiz besteht darin, von Lokal zu Lokal zu bummeln und dort aller Gattig Kunst vorgesetzt zu bekommen.

Zwei Wochen zuvor öffnen an der 1. Industrienacht Burgdorfer Unternehmen ihre Türen „für alle Interessierten aus der Bevölkerung“. Zusätzlich bauen rund 20 Firmen in der Markthalle eine „Industriearena“ auf, um „der Region ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze zu präsentieren“.

Für den Herbstanlass der Regionalkonferenz Emmental in der Burgdorfer Markthalle liess sich „Mr Corona“ Daniel Koch als Zugpferd einspannen. Ein übertriebenes Gerangel um die Plätze scheint bisher trotzdem nicht zu herrschen:

Ende August offeriert das OK der Burgdorfer Krimitage seinen Dutzenden von Helferinnen und Helfer ein Fest. Zu Feiern gibts allerdings wenig: Die Krimitage, die jeweils Tausende von Besucherinnen und Besuchern aus dem In- und Ausland nach Burgdorf locken, wurden längst abgesagt. Zu behaupten, die Macherinnen und Macher hätten diesen Entscheid einstimmig gefällt, wäre zuverlässigen Quellen zufolge falsch.

Und so weiter, und so fort, und darüberhinaus: Seit das Schloss wiedereröffnet wurde, schlendern täglich zig Touristinnen und Touristen durch die Stadt. Sie vermischen sich ungeniert mit Eingeborenen, die in der Migros oder auf dem Markt eben noch Gemüse betatscht und Bekannten die Hände geschüttelt hatten.

Wenn die amtlichen Angaben stimmen (Zweifel daran sind erlaubt) gab es in Burgdorf bisher ein Dutzend Corona-Infektionen. Das ist kein Grund, um in Hysterie zu verfallen.

Aber es könnte ein Anstoss dafür sein, zu überdenken, was wirklich wichtig ist und was nicht. Oder, um eine längst ausgelutschte Redewendung zu bemühen: das Wünschbare frei von Eigeninteressen vom Machbaren zu trennen.

Davon ist in der Zähringerstadt jedoch wenig zu spüren. Für viele Menschen scheint das Virus seit der umfassenden Lockerung der Corona-Bekämpfungsmassnahmen am 6. Juni verschwunden zu sein.

Erstaunlich ist das nicht. Die Stadtregierung ignoriert das Thema ja auch. Während sich Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten oder andere Exekutivmitglieder überall in der Schweiz schon während des Lockdowns per Mail, Medienmitteilung oder Videobotschaft an „das Volk“ wendeten, um ihm zu signalisieren, dass sie in dieser Krisenzeit an die Menschen denken und mit ihnen fühlen, ging und blieb Burgdorfs politische Führungsriege auf Tauchstation.

Den Kontakt mit den 16 000 Corona-Betroffenen überliess sie der Verwaltung. Sie sorgte mit Mitteilungen auf der städtischen Website und grossflächigen Inseraten dafür, dass die Einwohnerinnen und Einwohner über den schnell wechselnden „Stand jetzt“ der Dinge auf dem Laufenden blieben.

Sowenig Interesse die lokale Politik am Befinden der Burgdorferinnen und Burgdorfer an den Tag legte und legt, soviel Beachtung schenkt sie hoffentlich einem Anlass, der für den 12. November geplant ist: Dann lädt das Forum für Architektur und Gesellschaft zu einem Diskussionsabend zum Thema „Lehren aus der Corona-Krise“.

Dabei gehe es um Fragen wie „Was bedeutet Corona für eine Kleinstadt wie Burgdorf? Ändert sich etwas? Was könnte/sollte/müsste sich ändern in unserem Kleinstadtleben?“, teilt das Forum mit.

Wobei: Es ist ja nicht so, dass die Ansteckungszahlen sinken würden; ganz im Gegenteil. Und bald beginnen die Herbstferien. Anschliessend findet das Leben zum Entzücken des Virus weitgehend drinnen statt. Bis am 12. November kann also noch Vieles passieren.

Auch und ganz besonders in Orten wie Burgdorf.

Der Rauchmelder

Es lief recht gut:

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Plusminus so (das Chärtli, mit dem ich es belegen könnte, habe ich leider verlegt) war ich am Montagabend auf der Burgdorfer Minigolfanlage unterwegs. Bevor ich den Ball auf den Abschlagpunkt der Bahn 15 setzte, schaute ich, wie immer, in Richtung Oberburg, um abzuschätzen, wo er landen könnte, wenn ich ihn auch nur um ein My zu heftig antippen würde.

Wie weiland Winnetou überblickte ich das sich vor mir bis fast zu den sizilianischen Alpen erstreckende Land. Ich sah, wie grosse, schwarze Vögel das von der emsigen Bäuerin soeben ausgebrachte Saatgut aus dem Acker pickten, wie Wolkenspitzen den blauen Himmel von unten kitzelten und wie sich am Rande des Feldes, nahe der kühlen Emme und im Schatten des Maises, ein Traktor heftig schnaufend von den Strapazen des Tages erholte and I thought to myself: What a wonderful world.

Dann fixierten meine Augen den Ball. Ich holte aus…

…und hielt mitten in der Bewegung inne.

Irgendetwas, deuchte mir, war in Oberburg gerade anders gewesen als sonst. Ganz anders sogar.

Ich liess den Schläger sinken und guckte auf. Und tatsächlich: Wo eben noch nur Oberburg gewesen war, war jetzt auch dunkler Rauch.

Ohne lange nachzudenken, tat ich, was der pflichtbewusste Bürger in so einer Situation tut: Ich alarmierte die Feuerwehr zückte das Handy, fotografierte die Szene und whatsappte das Bild einem Redaktionsmitglied der Berner Zeitung.

Dann lochte ich den Ball ein; im vierten Versuch, aber das betrübte mich nur sehr peripher, denn jetzt begannen sich die Ereignisse zu überstürzen. Erstens ploppte auf meinem Handy die Antwort aus der Redaktion auf…

…zweitens ertönte in der Ferne das Knattern eines Helikopters und drittens signalisierten Mitspielende hinter mir räuspernd und unterdrückt hustend, dass sie ihre Runde wenn immer möglich noch heute abschliessen möchten.

Die Prioritäten innert Sekundenbruchteilen neu büschelnd, klaubte ich den Ball heraus und brachte ich das iPhone erneut in Anschlag.

Kaum kreiste das knallrote Flugzeug über der schwarzen Schwade, schoss ich im tosenden Lärm der nach Oberburg rasenden Blaulichtfahrzeuge ein weiteres Foto (genauso, vermutete ich, müssen sich Kriegsfotografen im Bombenhagel fühlen, nur brauchen die sich nicht darüber zu ärgern, dass sie gerade dabei sind, eine 40er-Runde Minigolf zu vermasseln) und leitete das Dokument der Verwüstung – um eine eigene Beobachtung plus ein Gerücht, das ich aus dem drei Meter entfernten Bistro aufgeschnappt hatte, ergänzt – an die zuständige Stelle weiter:

Die Bahnen 16, 17 und 18 bespielte ich nicht mehr ganz so konzentriert wie die Hindernisse vorher, aber was solls: dafür hatte ich auf der BZ ein neues Schreibgspändli gefunden.

Eine halbe Stunde danach war die Nachricht in der Welt und Oberburg auch in Sydney ein Begriff:

Das mit Abstand Eindrücklichste daran war (zumindest für mich) aber nicht das Tempo, mit dem die News veröffentlicht wurde, sondern die Tatsache, dass unter dem Bild „Leserreporter“ stand.

Und damit nicht genug: Im Text wurde ein „Reporter vor Ort“ zitiert, und auch wenn der Mann nicht namentlich genannt wurde, war zumindest mir klar, um wen es sich dabei handelt.

Ich dachte, „vom Minigölfler zum Reporter – so schnell kann das also gehen“, und beschloss, zumindest einmal darüber nachzudenken, ob ich beruflich nicht etwas mit Medien machen soll.

Unter Watte

7. Juli 2020, 1.26 Uhr: Das Schloss Burgdorf schläft unter Wolken. Sie wirken wie eine gigantische Decke aus Watte.

War mal was?

Fast wie „früher“: Corona dominiert die Schlagzeilen, obwohl – oder gerade weil – das Gröbste überstanden schien.

„Wies aussieht, sind immer mehr Menschen dabei, das Abnormale langsam als normal zu betrachten (zu versuchen) und sich mit der Lage so gut, wies halt geht, zu arrangieren“: Mit diesen Worten beendete ich am 6. Mai die „Neue Virklichkeit„-Serie.

Damals ging ich davon aus, dass die Leute sich nach zwei Monaten Lockdown schnell daran gewöhnen würden, voneinander Abstand zu halten, sich regelmässig die Hände zu desinfizieren oder im ÖV einen Mundschutz zu tragen.

Doch dem ist nicht so. Spätestens seit der Wiedereröffnung der Restaurants und Bars führen sich immer mehr Zeitgenossinnen und -genossen auf, als als ob nie etwas gewesen wäre.

In einem Zürcher Club feierten 300 Personen eine Party. Unter ihnen befand sich ein „Superspreader“, der sechs Leute mit dem Virus infizierte. Die Suche nach Betroffenen gestaltete sich schwierig, weil ein Drittel der Besucherinnen und Besucher beim Eingang falsche Kontaktangaben notiert hatte.

In Bern stieg am Wochenende eine illegale Technosause mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern. «Sie ignorierten die Schutzmassnahmen und standen dicht beieinander», sagte ein Augenzeuge gegenüber der BZ.

Da wie dort reagierten die Behörden auf eine Art und Weise, die als Einladung zum Weiterfeiern verstanden werden konnte: Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli zeigte sich „enttäuscht“. Den Club auf der Stelle zu schliessen, war für sie keine Option. In ihren Augen handelt es sich offenkundig um einen systemrelevanten Betrieb.

In Bern liess die Polizei die Partygänger gewähren, weil „eine sofortige Intervention zu einer Eskalation und damit zur Gefährdung der zahlreichen anwesenden Personen geführt“ hätte, wie ein Sprecher der Kapo mitteilte.

Dass gerade wegen der „zahlreichen anwesenden Personen“ eine erhebliche Gefährdung bestand – und zwar in gesundheitlicher Hinsicht; nicht nur für die Technofreaks – schien in den Erwägungen der Ordnungshüter und der Stadtregierung bloss eine periphere Rolle zu spielen.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nur bedingt, dass die Fallzahlen wieder steigen: 52 Neuansteckungen verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit am letzten Donnerstag, 58 am Freitag und 69 am Samstag.

Die Vorfälle in Zürich und Bern dürften die Werte in den nächsten Wochen ebensowenig senken wie die Tatsache, dass Morgen für Morgen Horden von Schweizerinnen und Schweizern nach Deutschland pilgern, um sich mit Billigstfleisch einzudecken oder sich mit Tausenden von anderen Spasstouristen im Europapark in Rust zu tummeln. Von all den Leuten, die im Juli und August aus ihren Sommerferien in eben noch abgeriegelten Ländern zurückkehren werden, ganz zu schweigen.

Das hätte ich nach all dem Positiven, das dem Negativen des Lockdowns innewohnte, nicht gedacht. Ich war ziemlich fest davon überzeugt, dass diese einschneidende Erfahrung jedem und jeder klargemacht hatte, was „Eigenverantwortung“ und „Rücksichtnahme“ bedeuten.

Was wir uns mit einem weitgehend klaglos ertragenen Hausarrest, beispielloser Hilfsbereitschaft und unvorstellbar viel Geld erkauft hatten, verspielen ein paar Idioten auf Kosten der Allgemeinheit gerade mit einer erschreckenden Nonchalance.

Und ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Nachtrag 1. Juli: