
Nüt tafme

Liebes Grenchner Tagblatt
Nur schon aus Respekt vor den Künstlern und dem Publikum: schick an das nächste Rockfestival bitte jemanden zum Berichterstatten, der weiss, wer auf der Bühne wofür zuständig ist, nicht das dringende Bedürfnis hat, soviele Plattitüden wie möglich aufeinanderzustapeln, die aktuelle Setlist einigermassen kennt und der spätestens, wenn er „Dabei überzeugt mich die Band vor allem musikalisch“ getippt hat, merkt, dass man diese Rezension amänd noch eine Spur geistreicher abfassen könnte.
Sie schufen mit „Blondie“ eine der grössten Bands der 80er-Jahre: Chris Stein kümmerte sich ums Musikalische, Debbie Harry war das singende Aushängeschild. Mit dem Rock’n’Roll kamen der Sex und die Drugs; als Paar und später getrennt koksteten die beiden das Leben bis zum Gehtgleichnichtmehr aus.
Nun hat Stein seine Memoiren geschrieben. In dem durch und durch faszinierendem Buch (ich habs heute in einem Schnuuz gelesen) geht es aber nicht nur um ihn, sondern mindestens ebensosehr um seine Partnerin.
„Under a Rock“ ist deshalb nur in zweiter Linie eine Autobiografie. In erster ist das mit viel Nonchalance und Humor verfasste Werk ein modernes Märchen, das samt Happy End wahr werden konnte, weil sich Stein und Harry in all den Turbulenzen, die sie alleine und miteinander durchflogen, auf eines verlassen durften: die Liebe zueinander.
Jede Wette: Nur, weils heute Morgen chli geschneit hat – was im April wirklich nichts Aussergewöhnliches ist -, stellen jetzt zig Leute zig Schneebilder ins Netz.
Es hatte schon fast etwas Surreales: eben beobachtete ich am TV noch totalfasziniert, wie Stefan „Der Hexer“ Wiesner bei „Kitchen Impossible“ gegen Tim Mälzer kochte.
Wenige Tage später durfte ich in seinem Mysterion in Bramboden (zu) lernen (versuchen), wie man Speisen mit dem Feuerring alchemistisch, ganzheitlich und sehr, sehr schmackhaft zubereitet. Dazu gehörte auch das Destillieren von Holz, Teer und Steinen oder das Herstellen von Servelatbutter und Arvenglace.
Einen kurzweiligeren und interessanteren Unterricht hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie. Und einen so geistreichen, originellen, lebensfreudigen oder kurz: gmögigen Lehrer schon gar nicht.