Singin‘ in the rain

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„Gemäss aktuellen Wetterprognosen darf mit einer mehrheitlich trockenen Premiere bei allerdings kalten Temperaturen gerechnet werden. Das Ensemble freut sich und zieht sich warm an. Denken auch Sie an passenden Kälteschutz“: Das stand am Morgen des 1. Juni 2013 auf der Website der Bühne Burgäschi.

Tja.

„Mehrheitlich trocken“ wars nicht, als das Orchester zwölf Stunden später zur Ouvertüre ansetzte, ganz im Gegenteil: Es schiffte in Strömen, jedenfalls in der ersten Hälfte. Von der gedeckten Tribüne aus verfolgten die Zuschauer mit, wie ein Akteur nach der anderen Actrice die Bühne betrat, sein oder ihr Einstandslied sang und spätestens beim ersten Refrain pflotschnass war.

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Wer bei dieser Openairette „nur“ im Chor mitwirkt, ist klar im Vorteil: Zumindest ein Teil von dessen Mitgliedern wird für die lange, laaaange Bankettszene mit Schirmen ausgestattet. Die „Stars“ hingegen sind den Launen der Natur schutzlos ausgeliefert.

Trotz dieser misslichen Bedingungen spulten die Darstellenden ihr Programm ab, als ob sie an einem lauen Sommerabend spielen würden. Niemand unterbrach seinen Vortrag, um „gopfertami, das huere Schiiswätter!“ zu fluchen oder wutschnaubend von der Bühne zu stapfen. Sie war, irgendwie, schon bewundernswert, diese Disziplin.

Aber gut: An das Singin‘ in the rain hat sich das Ensemble bei den Proben in den letzten Wochen ja gewöhnen können.

Über die Handlung der „Fledermaus“ viele Worte zu verlieren, hiesse, Wasser auf die Bühne Burgäschi zu tragen. Entweder ist die an Irrungen und Wirrungen überaus reiche Geschichte längst bekannt, oder dann kann sie hier nachgelesen werden.

An der „Fledermaus“ auf dem Burghof der Familie Aeschlimann (Gesamtleitung: Hermann A. Gehrig; Inszenierung, Bühnen -und Kostümbild: Melanie Gehrig; Spielleitung und Regieassistenz: Käthi Gehrig; musikalische Leitung: Reimar Walthert) gibts wenig auszusetzen. Musikalisch „verhebt“ die Chose ebenso wie optisch. Wer lüpfige Melodien, nicht allzu komplex angelegte Handlungsstränge und Kleider und Masken in allen möglichen und unmöglichen Formen und Farben mag, kommt auf seine Kosten.

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Dafür, dass die Komödie trotz ihres (ver)seichten Inhalts nicht allzu platt wirkt, sorgen einerseits die hervorragend aufeinander abgestimmten Solistinnen und Solisten (allen voran Anna Vichery als Zofe Adele, Daniel Camille Bentz und Melanie Gehrig als Gabriel von Eisenstein und dessen Frau Rosalinde, Roger Bucher als Notar Falke, Tobias König als Gesangslehrer Alfred sowie Peter Bader als Prinz Orlofsky). Zusätzlich tragen Letizia Jakob und Lea Fuhrer mit anmutigen Balleteinlagen viel dazu bei, die einzelnen Szenen zu tragen und miteinander zu verknüpfen.

Mit zweieinhalb Stunden Spieldauer plus einer halben Stunde Pause wird die Geduld eines Publikums, das sich längst an höchstens 90minütige TV-Spielfilme gewöhnt hat, jedoch über Gebühr strapaziert.

Kürzungpotenzial wäre vorhanden: Die weder witzige noch zum Stück passende Szene etwa, in der der vertrottelte Knastwärter über Silvio Berlusconi, den Solothurner Finanzdirektor Christian Wanner (ohne Lokalkolorit gehts bei solchen Veranstaltungen offenbar nicht, auch und schon gar nicht, wenn der Hochgenommene im Premierenpublikum sitzt) oder den Jahre zurückliegenden Lotterbetrieb in der Strafanstalt „Schöngrün“ philosohiert und am Ende verkündet, er lege sein Geld jetzt bei der den Anlass mitsponsernden Bank an, könnte gestrichen werden, ohne, dass jemand sie vermissen würde; abgesehen von den Bankchefs, vielleicht.

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Für weitere Aufführungsdaten: Einfach hier klicken.

Nachtrag: Das hat mein Schatz in der BZ über die Operettenpremiere geschrieben.

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