Wer saxts denn

Mit Alleinunterhaltern ist es so, und zwar immer: Zu Halbplayback spielen sie sich durch die letzten 80 Jahre Musikgeschichte. In dieser Zeit wurden gewiss mehr als 150 Lieder komponiert, aber die Herren bringen – meist in ein Gilet gewandet und mit einem lustigen Hut auf dem Kopf – je-des-mal dieselben plusminus 15 zu Gehör.

Als ich gestern sah, dass mein Hotel nach dem Sonnuntergang von einem Solo-Saxofonisten heimgesucht wird, ereilte mich mitten im Lift etwas, was Fachleute zwischen Panikattacke und Fluchtreflex verorten: Das grosse Chill-Outen sollte direkt unter meinem Homeoffice stattfinden.

Aber dann sagte ich mir: Weglaufen ist keine Lösung. Erstens geht es ja, zumindest im weiteren Sinne, um Musik, und zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, in Playa del Inglés an einem Freitagabend ein alleinunterhalterfreies Lokal zu finden, verschwindend klein.

Im schlimmsten Fall sässe ich am Ende irgendwo in den Bergen in einer Kaschemme fest, in der ein lederhäutiger Mann mit langen schwarzen Haaren El Condor pasa auf Nimmerwiederhörenkönnen panflötlet, und wenn ich unmittelbar vor dem Überschnappen jemanden fragen würde, wann der nächste Bus in die Stadt fährt, bekäme ich zur Antwort, mañana.

Weitere Alternativen gabs nicht: Die Larifari-Bar über dem Einkaufzentrum gegenüber war geschlossen, der Swingerclub im Untergeschoss desselben Gebäudes macht erst um 22 Uhr auf, doch selbst wenn: meine sexy Lingerie hängt zuhause im Trocknungsraum neben der Waschküche.

Also machte ich es mir mit einem Büchsli Cola Zero auf dem Balkon gemütlich und harrte der Klänge, die da kommen sollten.

Es wurde, wie ich zu meiner eigenen Überraschung sagen durfte, ein recht netter Abend. Der Künstler – im Hawaiihemd und mit roter Dächlikappe – dudelte heiteren Gemüts weg, was die Playlist im Laptop hergab. Die an Cüpli und Caipirinha nippende Gaschtig raste nicht vor Begeisterung, warf aber auch kein Gemüse nach ihm. Fünf von sieben Engländerinnen hüpften noch vor der letzten Zugabe angezogen in den Pool.

Um die Sache für mich chly aufzupeppen, hatte ich mir, bevor es losging, notiert, was der Mann höchstwahrscheinlich darbietet. Dann hakte ich die Treffer ab:

Nächste Woche wird es noch einfacher. Dann kommt ein Elektropianist. Die Liste steht:

Tipp am Rande: Wer einen Alleinunterhalter sucht, der Musik nicht von der Stange liefert, wendet sich am besten an Harper Seven.

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