Magische Momente

Ganz ahnungslos waren wir nicht, als wir uns auf den Weg zur Pinguin-Parade auf Phillip Island machten. Wir hatten den faszinierenden Film von David Attenborough gesehen (siehe oben) und uns im Internet über die weltberühmten Auftritte der Vögel informiert.

Was wir dann erlebten, übertraf jedoch alle unsere Vorstellungen.

Mit acht weiteren „Special Guests“ und Natacha, einer der 40 Nationalpark-Führerinnen, setzen wir uns vor dem Eindunkeln an den Strand.

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Kaum ist die Sonne bei Summerland Beach im Südwesten der Insel untergegangen, hören wir aus der Ferne erste Laute. Sie klingen wie das Quaken von Enten. Und dann…dann steigt der erste Zwergpinguin aus den Fluten. Kaum haben seine Flossen den Sand berührt, folgen ihm – zum Teil in Eile, zum Teil sehr gemächlich – seine drolligen Kolleginnen und Kollegen.

Nachdem sie sich vergewissert haben, dass ihnen von Raubvögeln oder Füchsen keine Gefahr droht, setzen sie sich grüppchenweise oder alleine in Bewegung. Während die einen schon die Düne hochwatscheln und -stürcheln, über die sie jeden Abend zu ihren Schlaflöchern gelangen, sind andere noch damit beschäftigt, Boden unter die „Füsse“ zu bekommen.

Wenn einer der Dreissigzentimeter-Zwerge erschrickt, dreht er sich um und hastet, oft gefolgt von der ganzen Gruppe, in Richtung Wasser. Sobald die Pinguine neuen Mut geschöpft haben, lassen sie sich von einer Welle erneut ans Ufer treiben. Die ganz Ängstlichen machen vier-, fünfmal rechtsumkehrt. Und müssen sich nachher gehörig sputen, um den Rückstand auf den Rest der Truppe aufzuholen.

Alles in allem dürfen wir rund 300 Pinguine auf ihrem Heimweg beobachten. Damit sich die scheuen Tiere nicht gestört fühlen, ist das Fotografieren und Filmen verboten. Optisch kommen wir dennoch auf unsere Kosten: Mit Nachtsichtgeräten können wir das muntere Treiben problemlos mitverfolgen.

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Überhaupt: Service wird von den Verantwortlichen gross geschrieben. Auf Bildschirmen, die an die Anzeigetafeln in Flughäfen erinnern, zählt ein Countdown die Zeit bis zum Eintreffen der Stars.

Leuten, die die naturnahe

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„Ultimate Tour“

gebucht haben (statt die Tiere, wie die meisten Besucher, nur von einer Tribüne aus zu bestaunen), und trotzdem leicht underdressed in Strandschlarpen beim Eingang stehen, werden Gummistiefel ausgeliehen. Campingsessel sind im Preis ebenso inbgriffen wie windabweisende Jacken.

Nach einer Stunde oder so (die Zeit spielt in diesen magischen Momenten für niemanden eine Rolle) geht das Spektakel zu Ende. Wobei: Ein Spektakel im Sinne von *grosse Show* ist die Pinguin-Parade zum Glück nicht. Sie kommt – abgesehen von den Souvenirshops und Artverwandtem im Hauptgebäude – ohne Schnickschnack aus. Es gibt keine Musik und keine Laserstrahlen und kein Feuerwerk – dafür aber Glücksgefühle wie…äh…Sand am Meer.

Als auch der letzte Nachzügler den Strand erreicht hat, bummeln wir durch die von Sternen erhellte Nacht zum Informationszentrum. Unterwegs sehen wir junge Pinguine, die ihre Eltern suchen (oder einfach noch nicht ins Bett wollen; wer weiss…).

Sekunden, bevor wir in unser Auto steigen, um ins Hotel zurückkehren, erinnern wir uns an die Tafeln, die überall auf dem Gelände stehen, und die wir bei unserer Ankunft für einen Scherz gehalten hatten:

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Unter dem Wagen hats nur Asphalt. Die Strasse vor uns ist – hoffentlich – pinguinfrei. Gaaaaanz langsam fahren wir los.

(Mehr zum Thema „Pinguine auf Phillip Island gibts hier zu sehen.)

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