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Die Zuger Polizei hat meinem Schatz drei Beutelchen mit einem weissen Pulver drin abgenommen. Das Heroin oder Kokain war in einer angebrochenen Zigarettenschachtel versteckt.

Mehr bald. Es ist alles ein bisschen verwirrend.

Mit dem Aromat ans Mittelalter-Essen

Irgendwie war mein Vater nicht ganz davon überzeugt, dass ihm das Mittelalter-Essen im Burgdorfer Schlosskeller schmecken würde. Als die Veranstaltung zu Ende war, kam er zu uns in die Küche und zeigte mir grinsend ein kleines Aromat-Döschen. Das, sagte er, habe er unmittelbar vor dem Anlass von einer sehr, sehr freundlichen Wirtin in einer Oberstadt-Beiz ergattert; an den Namen des Lokals könne er sich leider nicht mehr erinnern. Verwendet habe er das Pulver nicht; das Menü sei auch so tiptopp gewesen.

Gestern setzte ich mich nach Feierabend für ein Stündchen in die „Metzgere“. Anita, die Chefin, erkundigte sich, wie der kulinarisch-musikalische Event am Samstagabend verlaufen sei. Sie selber habe darüber nur Gutes gehört. Am Herzigsten sei jener ältere Mann gewesen, der kurz, bevor es losging, in ihr Lokal geschneit sei und sie bemerkenswert höflich um etwas zum Würzen gebeten habe. Er sei auf dem Weg an ein Mittelalter-Essen, habe er gesagt; da gebe es weder Salz noch Pfeffer. Und um auf Nummer Sicher zu gehen, möchte er sie höflich fragen, ob sie vielleicht…

Sie habe dem netten Unbekannten gerne geholfen, sagte Anita. Und ihm ein von Ostern übriggebliebenes kleines Aromat-Döschen mitgegeben.

Otto und Lisa im Bad

Es ist höchste Zeit, meinen zwei Schildkröten ein paar Zeilen zu widmen; immerhin gehören sie zu meiner Wohnung wie die  Musiksammlung und die Musiksammlung und die Musiksammlung und der Tisch und das Bett.

Die – oder vielmehr: der – grössere der beiden ist mit mir von Solothurn nach Burgdorf gezügelt. Otto hat sich hier so schnell akklimatisiert wie ich. Er machte es sich im Badezimmer schon am ersten Tag an der Wand neben dem Teppich gemütlich und…

…naja: nichts „und“. Er sitzt oder liegt oder steht (bei diesen Schildkröten weiss man das nie so genau) und philosophiert vor sich hin, vermutlich. Markus, mein Arbeitskollege, sagte einmal, dass ihm diese Tiere vor allem deshalb so imponieren, „weil sie einfach ihr Ding durchziehen“. Genau das tut Otto auch: Er zieht sein Ding durch, auch wenn nur er weiss, was das für ein Ding ist.

Bis vor Kurzem hauste mein Schildkröterich alleine am Alten Markt 6, wenn man mich nicht mitzählt (und es gibt für ihn keinen Grund, mich mitzuzählen. Ich füttere ihn nicht, ich wasche ihn nicht, ich rede nur selten mit ihm. Die einzige Pflege, die ich ihm hin und wieder angedeihen lasse, ist, ihn abzustauben).

Aber am letzten Freitag hat sein Leben eine für ihn unerwartete Wende genommen: Er ist jetzt nicht mehr alleine. Eine kleinere Schildkröte, bei der es sich ohne jeden Zweifel um eine Sie handelt, leistet ihm rund um die Uhr Gesellschaft.

Zu behaupten, dass Otto und Lisa bei ihrem ersten Treffen Freudensprünge gemacht hätten, wäre übertrieben. Bevor sie sich auch nur eines Blickes zu würdigen geruhten, taten sie, als ob der und die andere gar nicht anwesend wäre. Sie starrte in die eine Ecke, er guckte beharrlich in die Gegenrichtung:

  

Ich liess sie sich gegenseitig ignorieren und wusste: „Das wird schon.“

Und siehe da: Am nächsten Morgen sah es in meinem Bad ganz anders aus. Offensichtlich hatten sich die zwei über Nacht vorsichtig angenähert. Sie hatte zu ihm wohl soeben etwas gesagt, worauf er jetzt antworten wollte. Doch als er mich erblickte, klappte er sein Maul zu und schaute mich zum ersten Mal, seit wir zusammenwohnen, fast ein wenig feindselig an. Sein Blick sagte: „Bist du ganz sicher, dass du nichts Gescheiteres zu tun hast, als ausgerechnet jetzt zu duschen?“.    

Ich zog mich leise und ungewaschen zurück. Minuten später glaubte ich durch die Türe ein leises Kichern und gleich darauf ein scharfes „Pssst!“ zu hören, wobei: Ich habe nicht gelauscht; wirklich nicht.

Nach einem weiteren Sonnenaufgang hätte ich, etwas peinlich berührt im Bad herumstehend, einiges darauf gewettet, dass sich die zwei mögen:

 „Hoppla“, dachte ich und schlich rückwärts so diskret wie möglich aus der wiederum trocken gebliebenen Nasszelle. Eine halbe Stunde später vermeinte ich Geräusche zu hören, die ich nur bedingt mit dem in Einklang zu bringen vermochte, was ich bisher über Schildkrötengeräusche wusste.

Heute Morgen stank ich dermassen erbärmlich, dass zwei Spatzen tot vom Nachbardach fielen, als ich das Fenster öffnete. Also warf ich all meine angeborene Zurückhaltung über Bord und enterte mein Bad mit einer Entschlossenheit, die ich mir in dieser Wildheit nicht zugetraut hätte. Ich zog mich mit geschlossenen Augen aus, tappte blind unter die Dusche, tastete hilflos nach dem Schampoo, suchte pflotschnass eine halbe Ewigkeit lang nach einem Badetuch und frottierte mich schliesslich in tiefster Dunkelheit ab.

Als ich das Bad verlassen wollte, brach ich mir am Rand der Duschkabine drei Zehen. Reflexartig riss ich die Augen auf: 

In absehbarer Zeit dürften sich mir Fragen stellen, über die ich in all den 44 Jahren, in denen ich nun schon auf dieser Welt bin, eigentlich noch gar nie gross nachgedacht habe: Wie lange sind Kunststoffschildkröten trächtig? Wieviele Junge werfen sie? Und, vor allem: Möchte jemand eine noch unbestimmte Anzahl  ihrer Babys bei sich aufnehmen?

Hat jemand Interesse?

Irgendjemand?

In einer anderen Zeit

Am Mittelalter-Essen entführte der Verein Mythos im Burgdorfer Schlosskeller nicht nur 50 unterschiedlichste Menschen aus der ganzen Deutschschweiz in eine längst vergangene Zeit. Es kam bei dieser Gelegenheit auch zu einem Treffen von Mitgliedern meiner Familie, die sich zum Teil seit einem Vierteljahrundert nicht mehr gesehen haben: Meine Eltern waren als Gäste anwesend, mein Brüetsch kümmerte sich als Mundschenk darum, dass der Getränkefluss nie versiegt (er nahm seinen Job, wie man sieht

sehr Ernst.

Katrin, meine Cousine, wirkte im Service mit; ihr Mann Roland, ihre Kinder und Eva, ihre Schwester, sassen bei Tisch.

Geplant war diese Familienzusammenkunft nicht. Sie entstand spontan. Trotzdem wurde sie zu einer rundum gelungenen Sache – oder gerade deshalb.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde. Aber so ein Treffen kann man ohne Weiteres irgendwann wiederholen.

Dann wird es auch mein Burgfräulein

aufs Gruppenbild schaffen.

Beim Familienfototermin war es mit Abräumen beschäftigt.

Dafür wurde es auch nicht so verwackelt verewigt wie all die anderen.

Und so liefs im Keller, in der Küche und hinter den Kulissen:

(Bilder by Mundschenk)

Hello again

Zuerst dachte ich: „Oh! Jetzt kommen sie schon am helllichten Tag. Aber gut: Es kann sicher nicht schaden, seinen Landeplatz abzuchecken, wenns heiter ist statt stockfinster, wie letztes Mal. Diese Wasauchimmers sind schliesslich ziemlich sicher ziemlich teuer. Und Garagen, die innert nützlicher Frist einen Ufo-Parkschaden beheben, hats nicht an jeder Ecke.“

Mit zitternden Händen zückte ich das Handy und machte mich, durch Erfahrung chli klüger geworden, an die Beweissicherung.

Aber dann wars nur ein Heissluftballon, der an diesem Prachtsmorgen in majestätischer Gelassenheit über Burgdorf hinwegschwebte.