„Inzwischen ein Single-Hit“

Per Zufall bin ich in meinem Internet soeben auf das Porträt einer offenbar ziemlich zügig aufstrebenden Rockband namens „Dire Straits“ gestossen.

Als der Kritiker seinen Text in die Schreibmaschine klopfte, bestanden die so genannten „Langspielplatten“ noch aus Vinyl und sahen aus wie schwarze Teller mit einem Loch in der Mitte und Rillen drumherum.  Ein paar Monate zuvor hatten die Jungs um Mark Knopfler eine Kassette aufgenommen, auf der sich ein Song befand, der „inzwischen ein Single-Hit“ geworden war. Das führte dazu, dass selbst der „Spiegel“ nicht mehr umhin kam, seiner Leserschaft diese jungen Leute einmal vorzustellen, die sich „wie Amateur-Musiker nach Feierabend, nur so zum Spaß, bei locker swingendem Rock entspannen“.

31 Jahre später sind die Dire Straits längst Geschichte. Heute nachzulesen, wie sie damals präsentiert und eingeschätzt wurden, macht fast genauso viel Spass wie sich anzuhören, was sie damals (und in all den Jahren danach) produzierten.

Vielleicht wissen ja die Experten weiter

Nicht, dass mich die Sache rund um die Uhr beschäftigen würde. Aber wunder nimmts mich halt schon, was das gewesen sein könnte. Deshalb habe ich den Experten der Urania-Sternwarte in Zürich und der Jura-Sternwarte in Grenchen heute Morgen folgende Mail geschrieben.

„Sehr geehrter Herr Gubser,
sehr geehrte Frau Jost

Irgendwie lässt mit die Sache keine Ruhe. Deshalb wende ich mich nun an Sie in der Hoffnung, dass Sie das Rätsel lösen können:

Am Freitag, 26. März 2010, machte ich eine merkwürdige Beobachtung: Zwischen 21.30 und 21.40 bemerkte ich über Burgdorf zwei leuchtende Kugeln am Himmel. Sie sahen aus wie Feuerbälle, flackerten aber nicht. Sie flogen, wie an einer Schnur gezogen, ganz langsam über die Stadt gegen Nord-Osten. Mit etwas Abstand – sagen wir: eine Minute später – folgte ihnen eine weitere Kugel, die genauso aussah wie die beiden anderen. Sie war genauso gemächlich in die selbe Richtung unterwegs.

Um sicherzugehen, dass es sich nicht um die Scheinwerfer von Suchhelikoptern oder Feuerwerk handelt, zog ich die Kopfhörer meines iPhones aus den Ohren. Abgesehen vom Regen, der auf die Baumblätter und den Asphalt fiel, war nichts zu hören.

Ich glaube nicht an Ufos; jedenfalls nicht an die grossen Untertassen mit grünen Männchen drin. Aber ich habe einfach keine Erklärung dafür, was das hätte gewesen sein können. Wetterballone leuchten meines Wissens nicht. Und Ballone hätten bei dem starken Wind, der zu der Zeit wehte, kaum so genau ihren Kurs halten könnten.

Vielleicht haben zu der fraglichen Zeit ja Sie bei der Urania-Sternwarte in Zürich oder bei der Jura-Sternwarte in Grenchen eine Beobachtung gemacht, die zu meiner „Entdeckung“ passt. Wenn ja, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es mich wissen lassen würden.“

Jetzt bin ich sehr gespannt, was die Experten antworten (wenn überhaupt).

Tierisch gute Nachbarn

Auf dem Dach des Hauses neben meiner Wohnung sitzt fast jeden Morgen ein Vogel. Ich weiss nicht, ob er mit seiner Familie da wohnt und auf dem Weg zum nächsten Nest-Baumarkt jeweils einen kleinen Zwischenhalt vor meinem Fenster einlegt, oder ob er Single ist und entsprechend viel Zeit hat, um sich darum zu kümmern, was in seiner Umgebung so läuft.

Meist ist er schon da, wenn ich die Schlafzimmertreppe hinuntersteige. Dann schaut er mir zu, wie ich die Kaffeemaschine anwerfe und den Compi starte und meine Mails checke. Wenn ich aus dem Bad zurückkomme, ist er verschwunden. Möglicherweise ruft ihn seine Frau jeweils auf dem Vogelhandy an, wenn er zu lange wegbleibt, und schimpft, wo zum Teufel er bleibe; es würden noch Ästchen für die Aussenverschalung fehlen. Oder Würmer zum Zmorge.

Hin und wieder kommt er am Nachmittag noch einmal vorbei, vielleicht, um nachzusehen, ob immer noch alles in Ordnung ist bei dem Menschen da drüben; vielleicht hofft er auch, dass ich ihm in der Zwischenzeit Futter aufs Fensterbrett gelegt habe (worauf er aber warten kann, bis er alt und grau ist. Es. Gibt. Nichts.).

Überhaupt: Es fehlt erfreulicherweise nicht an Tieren in meiner Nachbarschaft. Die Leute, denen das Haus gehört, auf dem mein Vogel oft sitzt, besitzen eine riesengrosse, langhaarige und ziemlich fette Katze. Gegenüber, bei Kunstschreiners, lebt ein etwas kleineres Büsi, das allerdings nur selten daheim ist. Es streunt lieber im Quartier herum und ist, was die Schlafgelegenheiten betrifft, nicht besonders wählerisch. Als es einmal stundenlang regnete und windete, übernachtete es bei uns im Treppenhaus, was aber kein Mensch wissen darf. Dazu kommen unzählige Maulwürfe, ein Hund und x Schmetterlinge, die jetzt, wos offenbar doch noch Frühling wird, ihre ersten Flugstunden geniessen; die fette Katze versucht manchmal, einen von ihnen zu fangen. Sie hat keine Chance. Und probierts doch immer wieder.

Ich bin am Überlegen, ob ich mir zwei oder drei Schildkröten anschaffen soll. Wenns kalt ist, können sie bei mir in der Wohnung schlafen; wenns warm ist, lasse ich sie im Garten herumkriechen. Mal schauen, was die Vermieter dazu sagen.

Alle Jahre wieder

„Wir sehen uns.“

„Lass mal von dir hören.“

„Wir bleiben in Kontakt.“

Mit solchen Floskeln verabschiedet man sich von Leuten, mit denen man eine Weile zusammengearbeitet hat, wenn der Weg, den man gemeinsam gegangen ist, zu Ende ist. Jene, die auf dem Weg weiterlaufen, wissen genausogut wie jener, der auf eine andere Strasse abbiegt, dass man sich weder noch einmal sehen noch jemals hören wird. Trotzdem verspricht man sichs hoch und heilig, weil…ja: warum eigentlich?

Im Fall „Trossmann“ war und ist das anderes. Max Trossmann war jahrelang Mitglied der Redaktionsleitung der Berner Zeitung, Blattmacher und -kritiker und eine ganz besondere Seele der Chefetage.

Wir von der Emmental-Redaktion hatten mit ihm selten direkt zu tun.  Aber wenn, wars meist sehr nett und herzlich; wenn man mit ihm sprach oder mailte, spürte man, dass da jemand nicht nur die Auflagezahlen im Kopf hat. Wenn er etwas sagte oder schrieb, platzierte er oft beiläufig etwas zwischen die Worte und Zeilen, was da, streng geschäftlich genommen, gar nicht hingehörte. Das merkten nicht alle.

Aber jene, dies merkten, habens geschätzt.

Dann wurde Max pensioniert. 

Wir Emmentaler wussten: das konnte es noch nicht gewesen sein. Es war sonnenklar, dass wir den Kontakt tatsächlich aufrecht erhalten würden, denn Max und wir Emmentaler haben, nebst dem Spass am Schreiben, noch etwas gemeinsam: die Freude am Theater. Er wirkt seit grob geschätzen 200 Jahren bei der Theatergruppe Adliswil mit. Auf unserer Redaktion ist der grösste Teil der Personals ebenfalls darstellend tätig. Also sagten wir Max, er soll uns wissen lassen, wenn seine nächste Aufführung ansteht.

Das war vor drei Jahren.

Seither fahren jeden Frühling einige Mitglieder der Emmental-Redaktion – die auch in der Szeerie Burgdorf aktiv sind – nach Adliswil in die „Kulturschachtle“, um sich anzuschauen, was die Theaterleute am Zürisee wieder auf die vielen, vielen Beine gestellt haben. Die Besuche laufen jedesmal gleich ab: Markus fährt, unterwegs passiert – nicht seine Schuld! –  irgend etwas (2008: Irrfahrt durch die Zürcher Innenstadt, 2009: falsche Autobahn; 2010: Polizeikontrolle), so dass wir jedesmal erst kurz vor knapp vor Ort eintreffen und, wenn wir Glück haben, gerade noch etwas zum Essen bestellen können, bevor der Vorhang gezogen wird. Gespiesen wird in der Pause. 

Umgekehrt besuchen und Max und seine charmante Madeleine uns, wenn wir spielen. Bei der „Drachenjagd“ waren sie umständehalber noch nicht mit von der Partie. Doch als der Verein Mythos letztes Jahr dem grossen „Gold“-Rausch verfiel, standen sie auf einmal im Publikum; wie selbstverständlich.

In Adliswil wurden heuer Einblicke in das bunte Treiben in der „Pension Schöller“ geboten. Viel zu sagen gibts dazu eigentlich nicht: Es war, wie erwartet, eine grandiose Aufführung mit tollen Darstellerinnen und Darstellern und einem kulinarischen Rahmenprogramm, das keine Wünsche offenliess. Wer es miterlebt hat, wird sich gernstens daran erinnern. Wers verpasst hat, muss nicht meinen, er könne hier jetzt noch husch, husch alles nachlesen und dann grossartig mitreden.

Max stand bei dieser Aufführung für einmal nicht als Schauspieler im Einsatz. Dafür sassen es und seine Gemahlin mit uns dreien an einem Tischchen direkt vor der Bühne. Übers Geschäft haben wir kein Wort verloren. Wir haben uns einfach sehr über das Gebotene amüsiert und uns gefreut, einen überaus netten Abend miteinander zu verbringen – nicht als ehemalige Arbeitskollegen, sondern als Kollegen und Freunde.

Das war und ist das Schönste an diesen Wiedersehen: Sie haben mit dem Geschäft nicht das Geringste zu tun. Sie sind ausschliesslich wegen der gegenseitigen Wertschätzung und Sympathie auf dem besten Weg dazu, sich zu einer langjährigen und wunderbaren Tradition zu entwickeln.

Drei Kugeln am Nachthimmel

Ich muss das jetzt einfach erzählen: Am Freitag, 26. März 2010, habe ich drei Ufos gesehen.

Das heisst: Ob es richtige Ufos mit Weltallstaub dran und grünen Männchen drin waren, weiss ich nicht. Aber es waren drei mir unbekannte fliegende Objekte. Also: irgendwie halt schon Ufos.

Ich entdeckte sie zufällig: Als ich durch den Regen von der Burgdorfer Oberstadt zum Bahnhof hinunterspazierte, bemerkte ich um 21.35  Uhr auf der Höhe des Gertsch-Museums, wie rechts von der Burg zwei leuchtende Kugeln über den Hügel schwebten. Sie sahen aus wie Feuerbälle, flackerten aber nicht. Sie flogen, wie an einer Schnur gezogen, ganz langsam über mich hinweg über die Stadt und Kirchberg und weiter in Richtung Solothurn. Mit etwas Abstand – sagen wir: eine Minute später – folgte ihnen eine weitere Kugel, die genauso aussah wie die beiden anderen. Sie war genauso gemächlich in die selbe Richtung unterwegs.

Um sicherzugehen, dass es sich nicht um die Scheinwerfer von Suchhelikoptern oder Feuerwerk handelt, zog ich die Kopfhörer meines iPhones aus den Ohren. Doch abgesehen vom Regen, der auf die Baumblätter und den Asphalt fiel, war nichts zu hören.

Chantal lachte mich herzhaft aus, als ich ihr von meiner Beobachtung berichtete. So etwas, sagte sie, hätte sie von mir nun wirklich nicht erwartet. Ich musste ihr Recht geben: Wenn mir jemand etwas Aussergewöhnliches oder, noch lieber: Gruselig-Gfürchiges anvertraut, muss er davon ausgehen, dass ich das auf der Stelle ins Lächerliche ziehe. Ich kann nicht anders: Solche Sachen nehme ich nicht ernst. Ich schaue mir nicht einmal Science-Fiction-Filme an, weil ich weiss, dass das, was da gezeigt wird, Lichtjahre von jeder Realität entfernt ist.

Aber jetzt, seit den Ufos, verging, ausser gestern, kein Abend, an dem ich nicht an meinem Wohnungsfenster stand und nachschaute, ob sich die Dinger wieder blicken lassen würden. Es nützte alles Augenzukneifen nichts.

Natürlich: In Burgdorf und Umgebung gibt es verschiedene Zeitgenossen, die ziemlich problemlos drei Leuchtkugeln in jeder gewünschten Grösse in die Luft jagen könnten. Die Jungs von der Technischen Fachhochschule zum Beispiel, die auf genau dem Hoger steht, über die „meine“ Kugeln flogen, brächten das bestimmt ohne Weiteres zu Stande. Dem Eisenkünstler und Feuerfreak Bernhard Lugenbühl würde ich eine solche Aktion ebenfalls zutrauen.

Nur: Wenn dahinter Menschen gesteckt hätten, hätte man das doch entweder vorher (damit möglichst viele Leute zuschauen können) oder nachher erfahren. Aber nichts da. Die Kugeln kamen, flogen über Burgdorf hinweg und verschwanden.

Mehr weiss ich nicht. Und mehr will ich irgendwie auch gar nicht wissen.

 

(Das obige Bild zeigt keine von den Kugeln, die ich gesehen habe. Aber es sah sehr ähnlich aus)