Weiter gehts

Es ist schon seltsam: Zuhause, in Burgdorf, kann ich immer bis 4 Uhr ausschlafen. Hier, in Tasmanien, erwache ich schon um kurz vor halb Drei.

Einmal schreckte ich aus einem Traum hoch, der inhaltlich alles zu Guetnachtgschichtli degradierte, was ich schon an in Blut marinierten und mit menschlichen Innereien garnierten Thrillern gelesen habe, 24 Stunden später drückte die Blase, gestern zankten sich auf einem Baum neben unserer Unterkunft zwei Kookaborras („Lachende Hanse“, wie der Lateiner sagt) in Metallica-Lautstärke, und jetzt sitze ich schon wieder zu dieser doch noch recht frühen Stunde auf der Terrasse vor unseren Häuschen in der Freycinet-Lodge an der Great Oyster Bay, lasse den Wind meine Locken verwuscheln, lausche dem Getier, das für mich unsichtbar durchs Unterholz kreucht und fleucht und den Fröschen, die nebenan quaken, und starre dabei irritiert auf den Kalender, der mir anzeigt, dass schon ein Drittel unserer Ferien Down Under vorbei ist.

Über eine Woche lang haben wir nun auf dieser Insel zwischen Australien und der Antarktis verbracht – und waren jeden Tag aufs Neue begeistert über den Reichtum an Tieren und Pflanzen, die wunderschönen Landschaften, die oft pittoresken, in jedem Fall aber sehr gepflegt wirkenden Örtchen und die ungekünstelte Freundlichkeit der Menschen, die hier leben.

Auch wenn Tasmanien mit seinen endlosen Hügelketten und den sich von irgendwo nach nirgendwo erstreckenden Buschgebieten auf den ersten Blick nicht übertrieben einladend wirken mag: Wer hierherkommt und bereit ist, sich auf dieses spezielle Land und seine selbstbewussten, naturverbundenen und chli knorrigen Bewohnerinnen und Bewohner einzulassen, fühlt sich auf Anhieb wohl und willkommengeheissen.

Wettermässig entsprach das Haben nicht ganz meinem Soll: Eigentlich hatte ich brütendheisse Tage und lauwarme Abende erwartet. Dem war nur bedingt so: Das Klima ähnelt plusminus jenem in einem normalen Schweizer Sommer. Sobald die Sonne weg ist, wirds sogar frisch bis an den Schlotterpunkt. Als wir gestern den East Coast Natureworld-Tierpark besuchten, fiel vom Himmel plötzlich Wasser auf die Tasmanischen Teufel, Kängurus, Strausse, Wombats und menschlichen Anwesenden.

Doch wenn ich mir auf Facebook zwischendurch anschaue, wie es aktuell zuhause aussieht und mir eine Freundin via Whatsapp zähneklappernd mitteilt, in Burgdorf sei es „arschkalt“, mussdarf ich sagen: Es gibt nichts zu klagen.

Morgen früh fahren wir von Coles Bay zurück nach Hobart, um den Flieger zu besteigen, der uns nach Brisbane an der australischen Ostküste bringen wird. Von dort fahren wir den Gästezimmern von Familienmitgliedern entlang in den Süden, wobei: „fahren wir“ trifft es nicht ganz. Am Steuer sitzt mein Schatz, während ich mich ums Musikalische kümmere und mit einem 50 Prozent-Pensum darum, dass unsere geistreichen Konversationen über Gott und die Welt im Allgemeinen und das grosse Ganze im Besonderen nie abreissen. Rock’n’Roll meets Immanuel Kant, während die Skyline von Sydney sich immer klarer am Horizont abzeichnet:

Wenn das nicht fägt – was dann?

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