Geschenkte Zeit

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(Bild: Urs Hofstetter)

Wir waren im «Dählhölzli» und warteten nach dem Tierligucken aufs Mittagessen, mein Neffe, sein Papi, seine Tante und ich, und irgendwann wurde es dem Kleinen chli langweilig, und deshalb bummelte er mir einfach hinterher, als ich vom Tisch weg an die Aare ging, um vor dem Salat noch eine Zigi zu rauchen, und als wir zwei Männer dann so nebeneinander am Geländer standen und auf den Fluss blickten, sagte er auf einmal, er habe neulich gesehen, wie ein „Siff abeggange“ sei, und als ich ihn fragte, wo denn, lachte er mich mit einem Neffenlachen an und sagte, „ufem See!“, und dann wiederholte er, doch, wirklich: da sei ein „Siff“ versunken, vor seinen Augen, und so ernsthaft und doch verschmitzt, wie er mich dabei musterte, musste ich ihm die Geschichte einfach glauben, auch wenn ich wusste, dass sie nicht stimmte, und ich hätte meinem Neffen noch stundenlang zugehört und ihm bereitwillig den grössten Chabis der Welt abgekauft, weil selbst der noch glaubwürdiger und interessanter wäre als manche andere Story, die mir in den letzten Tagen zu Augen und Ohren gekommen ist, und ich wusste: Diese Zeit hier, die er und ich gerade miteinander verbringen, ist unendlich viel wertvoller als jede Minute auf Facebook, jede Stunde vor dem Fernseher und jeder Tag im Büro.

Kunst-Stücke am Laufmeter

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Alle Jahr wieder, immer Mitte August, treffen sich Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland in Zofingen, um ihre Werke den durch die schmucke Altstadt flanierenden Passantinnen und Passanten zu zeigen oder, noch besser, zu verkaufen.

An rund 150 Ständen gabs auch bei der 17. Auflage des Kunstmarktes Gezeichnetes und Gemaltes und Gebasteltes und Getöpfertes zu sehen, und obwohls beinahe den ganzen Tag regnete, konnten sich die Aussteller nicht über mangelndes Interesse beklagen.

„Die Leute, die vorbeikommen, sind alle begeistert“, freute sich Erika Fankhauser-Groeliker aus Zetzwil (siehe Bild oben), die Ehefrau vom Götti vom Sohn von meinem Brüetsch und meiner Schwägerin, die am Stand 122 ihre Gemälde und Schmuckstücke präsentierte.

Auch den 1000. Blog schreibt Hannes, aber ein anderer

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Der Gastautor des 1000. Beitrags auf www.bluesler.ch: Hannes Zaugg-Graf

Hätte ich nicht von Anfang an mitgezählt und jeden Tag zwei-, dreimal auf die Statistik geschaut, wäre mir glatt entgangen, dass das hier der 1000. Beitrag in diesem Blog wird. Zur Feier des Jubiläums suchte ich auf Facebook nach jemandem, der diesen Text verfassen möchte. Das Thema, die Länge und überhaupt alles würde ich dem Autor oder der Autorin überlassen, schrieb ich, und am Ende wählte ich aus dem einen Beitrag, der auf meinen Aufruf hin eingegangen war, jenen von meinem Vornamensvetter und Freund (nein: umgekehrt) Hannes Zaugg-Graf aus Uetendorf aus. Er ist den Stammgästen in meinem virtuellen Stübli als spitzfedriger Kommentator längst bestens bekannt. Es freut mich sehr, dass er diese „Aufgabe“ übernommen hat.

Und hier ist es, sein Jubiläumsgeschenk für den Bluesler:

„Wenn man im Schrebergarten gut getrocknetes Material verbrennt (siehe hier), kommt die Ortspolizeibehörde, klopft einem – weil kein Tisch vorhanden ist – auf die Finger und zieht eine saftige Busse ein wegen Nichteinhaltung der Luftreinhalteverordnung, welche das Vergrössern des Ozonlochs über Australien verhindern soll, damit die dortigen Gesundheitskosten infolge Anstiegs der Hautkrebsfälle nicht auf das Niveau der Schweiz steigen.

So weit, so gut.

Etwas über meine intellektuellen Fähigkeiten gehen in diesem Zusammenhang aber gewisse tolerierte und mit Sicherheit behördlich genehmigte Aktivitäten im Emmental. Vielleicht wird das heurige Sommerloch deshalb mit Regen gefüllt. Was wiederum der Grund dafür sein könnte, dass der Aufschrei der Gewerkschaften bisher ausgeblieben ist.

Völlig unbeachtet ist nämlich eines der himmeltraurigsten Phänomene des Neoliberalismus aus Asien zu uns herübergeschwappt: Die Sofortmontage.

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Diese ermöglich es Firmenchefs, das Wochenende jederzeit zu umgehen. Nur so sind zwei T-Shirts für 7 Franken bei Aldi oder andere Schnäppchen bei all den “So-muss-Technik-ich-bin-doch-nicht-blöd“-Ketten überhaupt möglich.

Zwar gibt es vereinzelte Bemühungen aus der Party- und Eventszene, Sofortfreitage einzuführen. Bis heute meines Wissens allerdings ohne grossen Erfolg.“

Kuhglocken und Zauberflöte

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Einerseits wollten wir auf der Bregenzer Seebühne „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart geniessen – und andrerseits wieder einmal ein Wochenende lang die Batterien aufladen.

Weil in und um Bregenz kurzfristig kein Hotel mehr frei war, erweiterten wir den Suchradius um ein paar Kilometer und wurden, eher zufällig, in „Haubers Alpenresort“ in Oberstaufen fündig.

Dass die Betreiber des Hotels mit ihrem Slogan „Das Wohlfühl-Paradies mit besonderer Note“ nicht übertreiben, wurde uns vom ersten Moment an klar. Die Mitarbeitenden, das Essen, die Umgebung und die Infrastruktur sorgen rund um die Uhr dafür, dass der Gast sich ein bisschen wie im Himmel fühlen darf.

Tagsüber im Pool die Seele baumeln lassen und in der Nacht vom nahegelegenen Hügel her die Kuhglocken bimmeln hören: Wenn das nicht entspannt – was dann?

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Was „Die Zauberflöte“ betrifft, fehlen mir auch am Tag danach noch die passenden Worte. „Magisch“ fällt mir ein, oder „imposant“, oder „wahnsinnig“ und, natürlich, „zauberhaft“ – aber hundertprozentig zutreffend ist nichts von alledem.

Zig Journalistinnen und Journalisten, die sich hauptberuflich mit klassischer Musik befassen, haben ebenfalls schon versucht, diese „Zauberflöte“ zu beschreiben.

Doch auch sie schafften es nicht, die Klang-, Farb- und Lichterorgie im Seebecken mit Buchstaben für all jene nachvollziehbar zu machen, die sie nicht mit eigenen Ohren und Augen haben erleben dürfen.

Irgendwie glaube ich, dass dieses himmlische Werk sich einfach jeder irdischen Kritik entzieht.

Abgesehen davon mutet es ohnehin ziemlich sinnlos an, einen zweieinhalbstündigen Traum beschreiben zu wollen, der einen nur schon in einer Kürzestzusammenfassung überwältigt: