Ein Bein in guten Händen

Es ist schon erstaunlich: Ein Unfall genügt und schwupp: lernt man Dutzende von kompetenten, engagierten, empathischen (nicht gspürigen!) und respektvollen, Menschen kennen, von denen man nie zuvor gehört hatte.

Neun Tage nach meinem Sturz auf den Küchenboden und acht Tage nach der Operation des linken Oberschenkelhalsknochens: tuusigmillione Dank an die schnelle Eingreiftruppe von der Rettung, dem Röntger, Elza Memeti, die Chefärztin der Chirurgie im Spital Menziken, für ihre solide Büez und ihr unkompliziertes Wesen und überhaupt, ihre Oberärzte und deren Assistenten, die Alleskönner und Nichtskenner vom Notfall, die Änas Anth Anne Einschläferungsleute, die ungekünstelt freundlichen und allzeit bereiten Angehörigen der Pflegeabteilung, die Physiotherapeutin, den Masseur, die Küchenequipe sowie die Putzmann und -frauschaft. Ihr alle habt mich seit Ostersamstagabend keine Sekunde lang daran zweifeln lassen, dass mit meinem lädierten Bein alles gut kommen wird. 

Ich konnte mir unmöglich sämtliche Namen der guten Geister um mich herum merken. Einige Personen sah ich nur einmal, andere nahm ich wegen allerlei chemischer Substanzen lediglich durch eine Art Nebel wahr.

Was ihr, liebe Mitarbeitende jenes Spitals, in welchem ich vor bald 58 Jahren zur Welt kam, für mich getan habt, werde ich aber keinem und keiner einzigen von euch je vergessen. 

Wenn ich beim nächsten Lockdown auf meinem Balkon stehe und dem medizinischen Personal applaudiere, werde ich extra für euch zehn Minuten länger klatschen.

Auch wenn mir völlig klar ist, dass dem, was ihr Tag für Tag und Nacht für Nacht leistet, auch eine zweiwöchige Standing Ovation nicht annähernd gerecht werden könnte.

Am Mittwoch ziehe ich weiter nach Bad Schinznach. Ich freue mich sehr auf die dort anstehenden zwei Reha-Wochen, wobei: im Moment weiss noch niemand, wer diese bezahlt.

Die Krankenkasse, der ich seit meiner Volljährigkeit eine sechsstellige Summe an Prämien überwies, weigert sich, die Kosten für die Nachbehandlung zu übernehmen.

„Ein Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik“ habe „nicht automatisch eine volle Kostenübernahe durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung zur Folge“, belehrte mich die Kasse schriftlich. Voraussetzung dafür, dass sie die Reha finanziere, sei, „ein Leiden, das eine medizinische Rehabilitation unter Spitalbedingungen erfordert“.

Ihr, der Kasse, lägen jedoch „keine Angaben vor, die eine stationäre Rehabilitation begründen“ würden. Mit anderen Worten: Nach Ansicht der Kasse wird mein Bein so oder so verheilen. Das ist ein Top-Argument: Immerhin ist bei jedem Spitalpatienten und jeder Spitalpatientin davon auszugehen, dass er oder sie irgendwann auch ohne kostspielige Therapien wieder gesund wird (und falls nicht, besteht immer noch die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie kurz-, mittel- oder langfristig stirbt.)

Aber immerhin: eine „Kurbedürftigkeit“ anerkennt die Kasse. An die Aufenthaltskosten steuere sie zwar nichts bei, aber – yeah, yeah, yeah! – an „die medizinisch anerkannten Heilanwendungen“ – abzüglich meiner Beteiligung, versteht sich. Diese setze sich aus meiner Jahresfranchise und 10 Prozent Selbstbehalt zusammen.

Das Spital hat nun ein Wiedererwägungsgesuch gestellt. Es tut das, wie mir Verantwortliche berichteten, mit bemühender Regelmässigkeit.

Und gelegentlich sogar mit Erfolg.

Nachtrag: Die Kasse bezahlt die Reha nicht, sondern nur – zumindest teilweise – die physiotherapeutischen Massnahmen während der Kur.

3 Kommentare

  1. Es esch zom Chotze euses Gsondheitssystem… Mer müend emmer zahle, zahle, zahle ond wemmer sie brucht…

  2. Ja, das kenne ich seit vielen Jahren, Beiträge für Rehabilitationen werden immer seltener gesprochen. Der Rehabilitierungsbedürftige muss in einem desolat schlechten Zustand sein, polymorbid und ohne Fremdhilfe nicht überlebensfähig, bis so ein Antrag eine gewisse Aussicht auf Kostengutsprache erhält.

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