Should I stay or should I go?

SVP

Mit dem Ja des Schweizer Stimmvolks zur Einwanderungsinitiative der SVP haben einige meiner Facebook-Freundinnen und -Freunde erkennbar Mühe:

Bildschirmfoto 2014-02-09 um 17.21.56

Bildschirmfoto 2014-02-09 um 17.22.25

Bildschirmfoto 2014-02-09 um 17.22.14

Bildschirmfoto 2014-02-09 um 17.21.46

Usw., usf.

Dann warten wir jetzt einfach mal ab.

Nachtrag 11. Februar: Die öffentlich zelebrierte Instant-Betroffenheit irritiert auch andere: „Dieses linke Flennen, das jetzt aus allen Kanälen tropft, ist fast nicht zu ertragen.“, schreibt Jean-Martin Büttner im Tages Anzeiger. Und weiter: „Etwas Weihevolles schwebt über den Gequälten, deren Offenheit am Sonntag zubetoniert wurde. Die sich in ihrem eigenen Land so fremd fühlen, dass sie es nicht mehr lieben können. Die am liebsten auswandern möchten, es aber dabei belassen, das Auswandern anzukünden. Die sich aneinander wenden, um sich ihrer leidenden Toleranz zu versichern.“

Hochstimmung unter dem Hochnebel

Foto

Er zieht und zieht und zieht sich hin, der Winter, und das Schlimmste daran ist: Es schneit nicht einmal. Dafür liegt die Welt fast ständig unter einer Hochnebeldecke, die nur hin und wieder einen Fleck Blau durchscheinen lässt.

Aber mir wei nid chlage. Wir haben ja noch die Musik. Und solange wir die Musik haben, ist und wird alles gut. Drei Bands aus dem Bernerbiet hellen mit ihren jüngsten Werken auch die düstersten Stimmungen innert weniger Minuten auf:

Cover-klein-3

Von „Oesch’s die Dritten“ kannte ich bisher nur den „Ku-Ku-Jodel“ und, ämu ein bisschen, die Chefin. Weil mich wunder nahm, was die europaweit erfolgreiche Familienkapelle sonst noch zu bieten hat, hörte ich mich gestern Abend zum ersten Mal durch eine komplette CD (genauer gesagt: gleich durch das ganze Live-Doppelalbum mit all ihren Hits) und muss auch mit meinem volksmusikalisch eher zweifelhaften Hintergrund sagen: Das fägt ja wahnsinnig!

Würde man die 30 Abdiepost-Lieder in eine logische Abfolge bringen, ergäbe sich eine hübsche Geschichte:

Ein „Swiss-Girl“ mit „rehbrune Ouge“ trifft unter „grünen Tannen“ nicht „üse Ätti“, sondern den „Jodler-Bueb“. Über allem leuchtet „der weisse Mond von Maratonga“.

„Du bist mein Sonnenschein“, sagt das Swiss-Girl zum Bueb; „ich tanz so gern mit dir“. Auf ihrem Beobachtungsposten hinter dem Musikantenstadl nicken „der alte Jäger“ und „die Bergvagabunden“ zustimmend: „Jodeln ist cool“.

„Mein Jodler kommt von Herzen“, flüstert das Swiss-Girl seinem „Pepito“ zu. Dieser, etwas verlegen geworden, weiss nicht so recht, was er darauf erwidern soll, und murmelt „es blüht ein Edelweiss“. Das Swiss-Girl erkennt den zweideutigen Sinn dieser Bemerkung sofort. Es nimmt den Bueb bei der Hand und bummelt mit ihm dorthin, „wo der Wildbach rauscht“.

„Typisch Oesch“, sagt der Jäger zu den Vagabunden, und schwenkt vor lauter Freude „les cloches de ma vallée“, worauf „7000 Rinder“ fluchtartig das Weite suchen.

Unknown

Ebensoviel gute Laune versprühen Marc Trauffer und seine Band auf ihrer vierten CD „Alpentainer“. Auch ihnen gelingt es – wie schon auf „Fischer & Jäger“ und „Dr Heimat zlieb“ – scheinbar mühelos, aus Optimismus Ohrwürmer zu kreieren, die auf der Bühne erfahrungsgemäss noch viel lebendiger wirken als ab Konserve. „Etwas altmodisch, etwas modern, etwas verrückt, äh, verrockt“: Mit diesen Worten beschreibt Trauffer nicht nur seinen aktuellen Hit

„Brienzer Buurli“;

diese Beschreibung passt auch bestens auf die 13 weiteren Stücke, die der Chef eines Holzspielwaren-Unternehmens und Lokalpolitiker mit seiner hochkarätigen Truppe auf dem Silberling verewigt hat.

Darüberhinaus ist es Trauffer mit „Du drükisch dä Chnopf“ auch noch gelungen, eines der schönsten Schweizer Liebeslieder der letzten Jahre zu schreiben.

Kurz gesagt: „Alpentainer“ ist eine in jeder Beziehung runde Sache, die nicht nur dann Freude macht, wenn das Wetter einem selbige nimmt.

Unknown-1

Zum Einstieg hämmert ein altes Klavier. Dann setzen die Bläser ein – und schon schepperts und chlöpfts, dass auch der verbohrteste Tanzmuffel unwillkürlich mit dem Fuss wippt: Mit „Musig“, ihrer jüngsten Single, blicken die Halunke auf die swingin‘ 20er- und 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Der Song ist ein Vorgeschmack auf das neue Album, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Und für das Christian Häni, der Anführer der Hippopp-Bande, schon ordentlich Material verschlissen hat, wie er auf der Halunke-Website notiert:

Bildschirmfoto 2014-02-09 um 09.13.19

Online ist „Musig“ nicht gratis erhältlich. Dafür wird auf Facebook der Video-Dreh kostenlos dokumentiert:

1)

2)

Nachtrag 27. Februar: Jetzt gibts „Musig“ doch noch online. Et voilà:

Den bunten Pfiili nach

Foto

Das Wichtigste in einem Spital sind nicht die Doktoren und nicht die Operationssäle und auch nicht die vielen teuren Geräte. Das Wichtigste sind die kleinen, farbigen Wegweiser oder, wie die netten Damen am Empfang des Regionalspitals in Burgdorf immer sagen, „die Pfiili am Boden“.

Ohne diese Pfiili käme der komplette Klinikbetrieb innert Minuten zum Erliegen.

Heerscharen von Patienten, Pflegerinnen und Ärzten würden tagein und -aus hilflos in den endlosen Fluren umherirren auf der Suche nach der für sie passenden von grob geschätzt 1’472 Abteilungen. Leute, die sich am frühen Morgen nur das verstauchte Handgelenk verbinden lassen wollten, stünden kurz nach dem Einnachten mitten im Gebärsaal. Dafür würden sich Hochschwangere unversehens in der Leichenhalle widerfinden und Durchfallgeschädigte in der Kantine.

Man kann sich das ungefähr so vorstellen (oder auch nicht. Irgendwie passt der Film, den ich mühselig aus dem Internet gefischt habe, jetzt doch nur bedingt zu dem, was ich eigentlich sagen wollte, aber ziemlich eindrücklich ist er so oder so):

Abgesehen davon sorgen diese Markierungen auch für einen selbstbewussteren Auftritt der oft etwas hilflos und bekümmert wirkenden Besucherinnen und Besucher. Denn wer, wie ich in diesen Wochen, regelmässig im Spital vorbeischaut, braucht irgendwann nicht mehr nach dem Weg zu fragen. Stattdessen schlendert er, nachdem er einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Lebenszeit in der Drehtüre beim Eingang verbracht hat, zu seinem Bestimmungungsort, als ob er seit Ewigkeiten zur Belegschaft gehören würde.

Unknown

Ich habe mir schon überlegt, bei einer meiner nächsten Visiten in einem weissen Kittel aufzukreuzen. Im besten Fall würde ich zäntume respektvoll mit „Herr Doktor“ angesprochen und von gerade Feierabend machenden Schwestern nach meinen Plänen fürs Wochenende gefragt.

Im dümmsten Fall stünde ich nach wenigen Minuten an einem OP-Tisch mit einem kurz vor dem Platzen stehenden Blinddarm drauf, oder vor sonst einem Problem, das sich einem Journalisten nicht jeden Tag stellt:

581f98621984e56fd1a64502ef0453fa

Falls ich der Planer wäre, der das Burgdorfer Spital für 70 100 145 Millionen Franken umbauen darf, würde ich dafür sorgen, dass möglichst alles so bleibt, wie es ist.

Tabu wären nicht nur die gäbigen Pfiili, sondern auch all die Schilder mit wertvollen Verhaltenshinweisen. In „meinem“ Spital hängen alle paar Meter Tafeln mit Erläuterungen fürs korrekte Händewaschen, fürs diskrete Anstehen am Sekretariatsschalter, für den richtigen Umgang mit schmutziger Wäsche und last, but noch lange nicht least, auch eine schriftlich fixierte „Richtlinie Mittelstrahlurin“:

IMG_0645

(Wenn das Bild chli verwackelt ist, liegt das daran, dass ich im Moment des Abdrückens selber mit meinem Mittelstrahl…aber egal).

Auf gar keinen Fall etwas geändert werden dürfte am Umgangston im Spital. Wer auch immer an einem vorbeihastet: Ein freundliches „Grüessech!“ fehlt nie. Wahrscheinlich wird das Grüssen jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin am ersten Arbeitstag zusammen mit allerlei anderen Antiviren eingeimpft; es gibt im Spital Menschen, die einen grüssen, wenn sie ein Wägeli voller Bettlaken von links nach rechts an einem vorbeischieben – und die einem zwei Minuten später, wenn sie das leere Wägeli von rechts nach links zurückstossen, gleich noch einmal ein „Grüessech!“ zurufen.

Ich weiss auch nicht, woher diese Dauergrüsserei kommt. Vielleicht hat sie damit zu tun, dass Leute, die in einem Spital arbeiten, sich sehr oft von Menschen verabschieden müssen im Wissen darum, dass sie sie bald nie mehr grüssen können.

Manche dieser Menschen werden gesund entlassen. Und andere an einen Ort gebracht, an den beim Empfang meines Wissens kein buntes Pfiili hinweist.

Die Hölle liegt gleich hinter dem Himmel

GB5T8518
Im Leben von Ulrich Ochsenbein (Hans Witschi) war nicht jeder Schuss ein Treffer. Mancher ging nach hinten los. Und einer tötete seine geliebte Frau. (Bilder: zvg)

Adolf Ogi, Samuel Schmid, Ruedi Minger, Rudolf Gnägi, Friedrich Wahlen…und…äh…: Wer die zwölf Berner aufzählen will, die seit der Gründung des Schweizer Bundesstaates 1848 in der Landesregierung sassen, gerät schnell einmal ins Stocken.

Der Name „Ulrich Ochsenbein“ zum Beispiel ist kaum noch jemandem ein Begriff. Dabei gilt er als „Gründer der modernen Schweiz“.

In der kulturfabrikbigla in Biglen zeichnet die Berner TheaterCompanie das Leben dieses Mannes nun nach. Er musste durch blutgetränkte Abgründe gehen, um höchste Gipfel zu erklimmen. Und stürzte, kaum auf dem politischen Zenith angelangt, zurück in die Hölle.

Visionär und Realist, Ehrgeizling und Träumer, Zauderer und Macher: Ulrich Ochsenbein vereinigte offenbar viele Charaktere in sich. Entsprechend schillernd verlief die Laufbahn des Mannes, der in Schwarzenegg im Berner Oberland am 11.11.1811 in ärmliche Verhältnisse geboren wurde: Nach dem Gymnasium und dem Jus-Studium eröffnete er mit einem Schwager eine Anwaltskanzlei in Nidau. Militärisch brachte er es bis zum Hauptmann im Generalstab.

1844 und 45 beteiligte er sich als Vordenker der radikalen Berner Regierung an den Freischarenzügen, mit denen die „Jesuitenregierung“ in Luzern gestürzt werden sollte. Beide Waffengänge scheiterten; bei den Attacken auf das geografische Herz der Schweiz liessen Dutzende von Bernern ihr Leben. Hunderte wurden verwundet. Die verheerende Niederlage im „Gefecht von Malters“ bedeutete das Ende von Ochsenbeins Militärlaufbahn.

GB5T8399

Trotzdem avancierte er in seiner Heimat zu einem Volkshelden. Ochsenbein wurde in den Grossen Rat und in den Regierungsrat gewählt. Als Präsident der Verfassungsrevisionskommission verwandelte er die vom Sonderbundskrieg gebeutelte Schweiz innert weniger Wochen in einen für Europa völlig neuartigen demokratischen Bundesstaat.

1848 durfte sich der Seeländer als einer der ersten sieben Bundesräte feiern lassen. Sieben Jahre später verzichtete die Vereinigte Bundesversammlung darauf, ihn im Amt zu bestätigen. Ochsenbein schloss sich der französischen Armee an und kommandierte eine Zeitlang die Fremdenlegion, ohne je in einen Krieg verwickelt zu werden.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz verbrachte er seinen Lebensabend in Nidau. Dort ereignete sich die wohl grösste Tragödie seines Lebens: Aus Versehen erschoss er seine über alles geliebte Frau. Politisch nach wie vor interessiert, aber zunehmend isoliert und verbittert, verstarb er mit 75 Jahren.

Damian Zingg, dem Autoren des Stücks, und Peter Leu, dem Regisseur, gelingt es, diese an Höhen und Tiefen überaus reiche Geschichte in knapp zwei Stunden nachzuzeichnen. 16 Darstellerinnen und Darsteller treten – zum Teil in Doppel- und Dreifachrollen – als Weggefährten und Gegner von Ochsenbein in Erscheinung.

GB5T8365

Hans Witschi gibt einerseits den Erzähler, der das Publikum mit magistraler Souveränität durch die Handlung führt, und andrerseits einen vom Scheitel bis zur Sohle glaubwürdigen Ochsenbein, der eben diese Handlung prägt. Ihm treu zur Seite steht seine Ehefrau Emilie (Claudia Iten; sie spielt auch die ebenso liebenswürdige wie wehrhafte Mutter Helvetia).

GB5T8546

Für einen Hauch Mystik und eine Prise Humor sorgen auf ihrem Bänkli in der Ecke Vreni Schneider als Ochsenbeins Tante Bäsilina (Bild unten) und Lukas Tanner und Jürg Walther als Gesandte ihrer französischen und österreichischen Majestäten. Gastauftritte von Jeremias Gotthelf oder Gottfried Keller lockern die über weite Strecken sehr happige Kost zusätzlch auf.

GB5T8194

Mit Blick auf die beeindruckende Gesamtleistung des Ensembles – das auch das ganz und gar chichifreie Bühnenbild konzipierte – mutet es jedoch fast schon unfair an, einzelne Akteure hervorzuheben.

Wer auch immer in welcher Rolle auch immer agiert: Die Schauspielerinnen und Schauspieler leisten in „Ochsenbein“ viel mehr, als sich glaubhaft durch die Handlung zu „arbeiten“. Sie ermöglichen dem Publikum vielmehr einen Blick auf eine Epoche, die schon Ewigkeiten zurückzuliegen scheint – und die angesichts der endlosen politischen Ränkespiele in der heutigen Zeit doch so nah ist.

Wäre Staatskunde seinerzeit in dieser Form dargeboten worden: Man hätte wie von alleine sehr viel mehr lernen können – und wollen.

GB5T8451

Stimmen zum Stück

Die Berner Zeitung lobte nach der Premiere: „Auch wenn sich das Stück an historische Fakten hält, ist daraus keinen trockene Geschichtsstunde geworden.“

Das Bieler Tagblatt staunte: „Im kleinen Biglen wird europäische Geschichte vordemonstriert, entsteht das politisch und brisante höchst brisante Biotop des vorletzten Jahrhunderts neu, in dem Ulrich Ochsenbein gefordert war.“

Hannes Zaugg, Chefredaktor der Theater-Zytig: „So unterhaltsam und spannend wurde wohl noch nie ein wichtiger Teil der bernischen und schweizerischen Geschichte vermittelt. Unbedingt empfehlenswert (für amtierende Politiker quasi Pflicht).“

Das Regionaljournal Bern-Freiburg-Wallis berichtet von einem „läbigen“ Stück; „gäng geit öppis.“ (A propos „Radio“: SRF1 widmete Ulrich Ochsenbein schon vor drei Jahren einen „Doppelpunkt“).

Volkmusikstar Melanie Oesch aus Ulrich Ochsenbeins Geburtsort Schwarzenegg (im Gästebuch der kulturfabrikbigla): „I bi begeistert vo dere grossartige Arbeit u vo öiere Art jedi einzelni Rolle so ufe Punkt z bringe. Mau sehr sachlich, mau dramatisch, mau lustig, mau truurig, mau euphorisch, mau unghüürig – es isch aus drbi. Eifach genial. “

Die Berner kulturagenda beleuchtet Hintergründe der „geschichtsträchtigen“ Inszenierung.

Weitere Aufführungen:

Donnerstag, 6. Februar,
Samstag, 8. Februar,
Sonntag, 9. Februar (ausverkauft),
Dienstag, 11. Februar,
Mittwoch, 13. Februar,
Donnerstag, 14. Februar,
Freitag, 15. Februar.

Für Tickets gehts hier entlang. Der telefonische Vorverkauf ist von Montag bis Sonntag jeweils von 10 bis 13 Uhr geöffnet (0900 10 11 12 / Fr. 1.19/Min.)

Eine lesenswerte Pressemitteilung

Unknown

Die Mitteilung, die Rolf Schlup vom PR-Büro dasoffice,ch gestern Abend verschickt hat, beginnt wie zig andere Pressetexte auch:

„Mit seinen letzten Alben «Früschi Luft» (2012) und «Buuregiel» (2010) hat George jeweils Top-Ten-Platzierungen in den CH-Alben-Charts erreicht. Und – neben vielen anderen Mitsingliedern – mit «Hie bini Deheim» (Jura) die inoffizielle Seeländer-Hymne geschrieben.“

Aber dann folgen Sätze, die Werbemenschen für ihre Mandanten nur ganz, ganz selten schreiben:

„Diese schönen Erfolge sind in den letzten Monaten allerdings in den Hintergrund gerückt. Der knapp 47jährige Musiker musste sich intensiv um seine Gesundheit kümmern. «Mein Alkoholkonsum hat sich – in Verbindung mit ärztlich verschriebenen Medikamenten – mehr und mehr fatal ausgewirkt: Im Berufsleben, im Musikerleben und im Privatleben. Deshalb habe ich einen qualifizierten Entzug im Spital durchgeführt und mich zum vergangenen Jahresende während zwei Monaten einer stationären Therapie unterzogen».

Als mögliche Ursache für die Flucht in die Sucht wurde die hohe Arbeitsbelastung (80% «normale» Tätigkeit als Landschaftsgärtner / 50% Engagement als Musiker) verbunden mit dem Anspruch an Höchstleistung diagnostiziert, was bei ihm, der als Künstler in seinen Liedern immer wieder eine ausgeprägte Emotionalität offenbart, für ein «zu viel» an einzulösenden Erwartungen gesorgt hat: Psychischer Stress, dem er ganz offensichtlich das falsche Ventil entgegengesetzt hat.

Der sympathische und charismatische Sänger kann jetzt zu seiner Schwäche stehen und schaut wieder optimistisch in die Zukunft. «Zum Glück darf ich auf Freunde zählen, die mich auch weiterhin aufbauend und unterstützend begleiten!», zeigt er sich dankbar.

Zum zehnjährigen Bühnenjubiläum ist für das Frühjahr 2014 ein Best-of-Album von George mit zwei neuen Songs in Vorbereitung. Und bereits im Herbst 2014 soll dann das neue Studioalbum erscheinen. «Während meinem Aufenthalt in der Klinik Südhang in Kirchlindach hatte ich viel Zeit und auch grosse Lust, mit ungetrübtem Blick auf die Welt neue Lieder zu schreiben. Die Höhen und Tiefen des Lebens und die Selbtreflexion darauf bieten ja nahezu unerschöpflichen Stoff dafür.»

Vor der Offen- und Entschlossenheit von George ziehe ich den Hut. Dass mit dem jungen Musiker etwas nicht stimmte, war mir – und vielen anderen Gästen – schon vor knapp einem Jahr aufgefallen, als George bei seinem Auftritt im „Zelt“ in Burgdorf kilometerweit neben den Schuhen stand.

Nun scheint der Künstler sein Problem behoben zu haben; und zwar in derselben Institution, in der auch ich mich vor bald zehn Jahren „trockenlegen“ liess. Das lässt mich hoffen, dass „es“ auch bei ihm verhebt.

Ich wünsche George auf seinem jetzt sauber gewischten Lebensweg nur das Beste.