Betty statt Bett

Jahrhundertelang bestand der Kanton Glarus aus Ziger und Vreni Schneider. Doch dann…dann kam Betty Legler, und mit ihr wurde alles anders.

„Forget Sabbath, this is where Metal starts“, raunt ehrfurchtsvoll ein gewisser Anthony Marabito in den Kommentaren zu Leglers Hit „Rock for the Lady“ auf youtube, und auch wenn diese These amänd chly steil wirken mag: Elsbeth Leglers erste Langspielplatte (für die Jüngeren hier: Ich mag das jetzt nicht erklären), die 1981 erschien, wurde vergoldet und von Fachleuten zäntume gefeiert. Die Künstlerin gewann Titel wie „Beste Newcomerin“ und „Sängerin des Jahres“.

Wann immer man in den frühern 80ern den Fernseher anwarf: Eher früher als später tauchte Betty Legler auf dem Bildschirm auf (und, wenn man Pech hatte, auch Ralph Heid, der auf seinem f*** Xylophon Rimski-Korsakows f*** Hummeln fliegen liess, oderund der Skiakrobat Art Furrer plus natürlich Kliby samt Caroline).

Nach ihrem zweiten Album ging Legler mit Chris de Burgh (auf ewig unvergesslich, zumindest für jene, die das Glück hatten, dabeigewesen sein zu dürfen: sein Auftritt vor Joe Cocker und Supertramp im Joggeli; wenn die Sonne einmal zum perfekten Zeitpunkt unterging, dann am 16. Juli 1982, während Supertramp „Give a little bit“ spielten. Im „Basler Stadtbuch“ ist dazu notiert: „Der Sänger und Komponist Chris de Burgh war in Höchstform und konnte die Masse trotz lähmender Hitze so in Begeisterung versetzen, wie es auch die Stars des Anlasses, die Gruppe ‚Supertramp‘, nicht vermochten.) und Fats Domino 1982 auf Europatournee.

Das erstaunt nur mässig: Die Glarnerinnen und Glarner „lieben ihre Heimat, ziehen aber trotzdem gerne in die Ferne. Sehr früh mit den wechselnden Läufen von Industrialisierung und Handel konfrontiert, pflegten und pflegen viele von ihnen weltweite, mannigfaltige Beziehungen“, wie es auf der Website des Kantons heisst.

Produzenten wie Robert Ponger (Falco), George Acogny (Peter Gabriel) und Mixer von Annie Lennox oder Cutting Crew verpassten Leglers Songs die letzten Schliffe. Dann wandte sich die Tastenaktobatin – womöglich, um Backstage Teleboy nicht ständig Ralph Heid und Kliby über den Weg laufen zu müssen – der Alpinen Worldmusic zu.

2005 widmete Legler dem Zwerg Murrlibutz eine CD voller Kinder- und Märchenlieder. Kurz darauf beteiligte sie sich mit anderen „Stars for Kids“ an einer Platte, deren Erlös Aids-Waisen in Ruanda zugute kam.

Betty Legler lebt mit ihrem Mann, einem Zukunftsforscher, in Zürich und München. 2001 kam ihre Tochter zur Welt.

In ihrem Windschatten gings auch mit Glarus obsi: Als „Rock for the Lady“ für Furore sorgte, zählte der Kanton 37 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Heute leben auf den 685 Quadratkilometern zwischen Pragel im Westen und Wissgandstöckli rechts aussen gut 40 000 Menschen. In drei Jahren kommen vorübergehend ein paar hunderttausend dazu: 2025 richtet Glarus das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest aus.

Mich betrifft das insofern, als meine Nachbarin sämtliche Medien- und Websitentexte, die für diesen Anlass anfallen, ins Französische übersetzt und deshalb nur noch mittelhäufig Zeit zum Käfele hat.

(Es ist schon erstaunlich, was man alles lernen kann, wenn man nächtens planlos durchs Internet surft.)

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