Der unbekannte Bekannte

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(Bild: Andreas Althaus; „SpringSeil“ 2015, Variable, 42 x 29,7; Privatbesitz)

Der Herr da hinten, auf dem Sessel im Eggeli, sei ein extrem berühmter Künstler, sagte ich zu der Servierfrau an der Bar; wenn es ihr nicht allzuviel ausmieche, würde ich jetzt meinen Kaffee nehmen und mich zu ihm setzen, weil Promis dieses Kalibers treffe man nicht jeden Tag, nicht einmal hier und schon gar nicht zu dieser frühen Stunde, raunte ich über den Tresen, worauf die Frau „Oh“ sagte, und weil sie den Mann offensichtlich nicht kannte, fügte ich, bevor ich mich auf den Weg ins Eggeli machte, an, er sei so etwas wie der Zwillingsbruder von Salvador Dalì, nur auf Emmentalisch statt auf Spanisch, worauf die Frau noch einmal „Oh“ sagte, und während ich, mit dem Kaffee in der einen und dem Wasserglas in der anderen Hand, möglichst cool von dannen bummelte, konnte ich beinahe hören, wie es im Kopf der Frau hinter mir ratterte und knirschte und und funkte und machte, aber irgendwie kam sie einfach nicht darauf, um wen es sich bei dem Künstler handeln könnte, und als sie nach einer Weile bei uns vorbeischaute, um nachzufragen, ob wir gerne noch etwas zu trinken hätten, sagte ich zu dem Mann, dass ich der Frau vorhin verraten habe, er sei ganz wahnsinnig berühmt, was dem Mann irgendwie ein bisschen peinlich zu sein schien, worauf die Frau sagte, das sei ihr jetzt im Fall schon nicht recht, dass sie ihn nicht erkannt habe, worauf er lachte und sagte, das spiele üüüüberhaupt keine Rolle, er sei nämlich gar nicht berühmt, und als das geklärt war, stellte er sich ihr vor und sie sich ihm und…nein: nichts „und“.

Wir tranken unsere Kaffees aus und bezahlten und gingen, und falls wir uns wieder einmal in diesem Restaurant treffen sollten, der Mann, der tatsächlich ein Künstler ist, und die Servierfrau und ich, wissen wir alle, mit wem wir es zu tun haben, und das, finde ich, kann so oder so nichts schaden, Promi hin, Normalsterblicher her.

Stadtbilder (44)

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Häppchenweise: Mit einem Apéro trés riche dankt Burgdorf seinen Kulturschaffenden jedes Jahr für deren Einsatz zugunsten eines vielfältigen Stadtlebens. Traditionell findet der Anlass im Restaurant des Casino Theaters statt. Auch heuer trafen sich auf dessen Terrasse wieder Dutzende von aufgestellten Damen und Herren, um sich bei einem Glas Wein oder Orangensaft und feinen Häppchen genreübergreifend ein bisschen näher zu kommen.

With a lot of help from our friends

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Es war ein Chrampf – aber er hat sich gelohnt: Das halbe Wochenende haben mein Schatz und ich damit zugebracht, für unsere beiden Hausreptile ein Wellness-Resort im Gärtli einzurichten. Mit tatkräftiger Unterstützung aus unserer Vermieterfamilie schaufelten, pickelten und bohrten wir stundenlang, bis die Anlage mit allem Komfort, den sich die Babyschildkröte von heute wünschen kann, ausgestattet war.

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Inzwischen haben die Chröttli ihr neues Zuhause bezogen. Auch wenn sie dazu noch nicht viel gesagt haben: ein Blick ins Gehege zeigt, dass es ihnen darin vögeliwohl ist:

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(Bilder: Schatz)

 

 

 

„Offenbar geht es um Ihr Postfach“

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In meiner Postfachsache gibt es eine neue Entwicklung. Aber bevor ich die jüngsten Ereignisse zu Augen der Nachwelt dokumentiere, muss ich kurz reck rekapp rekapitt reckapp zusammenfassen, was bisher passiert ist:

– 18. März: An einem Schalter der Hauptpost in Burgdorf beantrage ich für mein Geschäft ein Postfach. Das Ausfüllen des Formulars ist mit etwelchen Komplikationen vorbunden, obwohl mir eine Postmitarbeiterin dabei hilft. Oder besser gesagt: weil mir eine Postmitarbeiterin dabei hilft. Knackpunkt ist die Frage, wieviele frankierte Briefe ich pro Tag erhalten werde. Das kann ich nicht sagen, weil ich das Büro erst Anfang Mai eröffne. Aufs Geratewohl hin gebe ich an, dass es sich um rund 15 Couverts handeln dürfte.

– Ein paar Tage später: Ein Kollege der Schalterfrau lässt sich von mir telefonisch bestätigen, was ich bereits auf dem Formular angegeben hatte.

– 25. März: Die Post teilt mir schriftlich mit, dass sie mir kein kostenloses Postfach zur Verfügung stellen könne oder wolle: “Die Sendungsmenge ist zu gering für ein eigenes Postfach. Die Mindestmenge für ein kostenloses Postfach beträgt durchschnittlich 25 adressierte Briefe pro Woche oder fünf Briefe pro Tag“, heisst es in dem Brief ungeachtet der Tatsache, dass ich in meinem Antrag von 15 Briefen pro Tag ausgegangen war. Als Alternative wird mir ein „Postfach Extra“ angeboten. Das würde jährlich 240 Franken kosten.

Ich lehne dankend ab und bitte um Vorschläge, die es mir ermöglichen, gratis Geschäftspost zu empfangen. Die Post empfiehlt mir daraufhin, für 30 bis 42 Franken pro Jahr eine “Unteradresse” einrichten zu lassen oder nochmals ein kostenloses Postfach zu beantragen. Ich fülle online ein weiteres Formular aus. Als ich es abschicken will, ploppt auf dem Bildschirm ein Fenster auf: “Dieser Dienst erfordert eine zusätzliche Verifikation der Adressdaten durch die Zustellung eines Briefaktivierungscodes. Bis zum Erhalt des Verifikationsbriefes können 2-3 Arbeitstage vergehen.”

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– Ein paar Tage später: Der Briefaktivierungscode trifft ein; per Post, in meinem privaten Briefkasten. Ich schicke das Onlineformular ab.

– 8. April: Die Post genehmigt mein Gesuch im zweiten Anlauf und überrascht mich gleichzeitig mit der Nachricht, dass in dem Fach nicht nur meine Geschäftskorrespondenz landen werde; darin würden auch sämtliche „Sendungen für andere Mitglieder Ihres Haushaltes“ deponiert, eröffnet mir der Gelbe Riese. Ich schreibe ihm zurück, dass das nicht das sei, was ich gewollt habe. Die private Post für meine Frau und mich soll weiterhin in unseren Briefkasten gelegt werden. Das Fach benötige ich nur geschäftlich.

– 9. bis 30. April: Die Post gibt die Briefe, die an mein Geschäft adressiert sind, in der Buchhandlung  im Parterre jenes Hauses ab, in dem ich mein Büro eröffnen werde. Darüber informiert werde ich nicht von der Post, sondern von der Buchhändlerin.

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– 4. Mai: Seit Kurzem erhalte ich keine Post mehr, weder zuhause noch in der Buchhandlung. Mir schwant Unschönes. Ich spreche erneut am Schalter vor. Mit einer der diensthabenden Damen entspinnt sich folgendes…äh…Gespräch:

„Guten Tag“.

„Ja.“

„Mitte März habe ich mit einer Kollegin von Ihnen ein Postfachformular  ausgefüllt. Ich brauche das Fach für mein Geschäft. Das Geschäft heisst Hofstetter Kommunikation. Die Adresse ist Hohengasse 4.“

„Ja.“

„Mit dem Postfach wurde es dann aber ein bisschen kompliziert. Es ist glaub sinnlos, wenn ich Ihnen jetzt alles von Adam und Eva an erkläre.“

„Ja.“

„Jedenfalls liegt in dem Postfach jetzt vermutlich auch meine Privatpost…“

„…ja…“

„…aber das wäre falsch.“

„Ja.“

„Ich brauche das Fach nämlich nur fürs Büro. Für die privaten Sachen haben meine Frau und ich einen Briefkasten vor dem Haus, in dem wir wohnen. Den wollen wir behalten.“

„Ja.“

„Das habe ich der Post schon vor ein paar Wochen mitgeteilt. Es war ein ziemliches Hin und Her und es gibt alles schriftlich, aber ich habe jetzt nicht sämtliche Mails und Briefe bei mir.“

„Ja.“

(Ich übergebe der Frau den letzten Brief, den ich von der Post erhalten habe. Die Frau geht mit ihm nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie, mit einem Couvert in der Hand, wieder nach vorne. Sie öffnet den Umschlag. Darin steckt eine Karte. Auf dieser kleben vier Schlüssel.)

„Das sind vermutlich die Schlüssel zu meinem Postfach. Aber eben: Ich will das nicht.“

„Sie wollen das Postfach nicht.“

„Doch, aber nur für meine Geschäftspost. Die private Post muss weiterhin an unsere Privatadresse gebracht werden. Ich weiss nicht, wie…“

„…ja.“

„Nein. Ich kann dieses Postfach nicht brauchen. Ämu nicht so. In dieses Fach gehört nur die Post fürs Geschäft. Die anderem Briefe…“

„…Moment.“

(Die Frau geht nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie wieder nach vorne.)

„Der Mann, der dafür zuständig ist, arbeitet nicht mehr bei uns.“

„Das ist jetzt natürlich blöd.“

„Ja.“ 

„…“

„Aber morgen Morgen ruft Sie jemand an.“

„Gut.“

„Ja.“

„Könnte es sein, dass in dem Fach schon Post für mich liegt?“

„Ja. Ich gehe mal schauen, wenn Sie wollen.“

„Gerne.“

(Die Frau geht nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie mit einem Stapel Briefe und Heftli wieder nach vorne.)

„So.“

„Danke. Und ich kann davon ausgehen, dass mich morgen Morgen jemand anruft?“

„Ja.“

„Ich habe mein Geschäft drum inzwischen eröffnet und wäre froh, wenn…“

…“ja.“

„Sehen Sie: Ich weiss, dass Sie nichts dafür können. Es ist nur so, dass mich dieses Gstürm langsam chli nervt.“

„Ja. Klar. Morgen Morgen ruft Sie jemand an.“

„Tiptopp. Einen schönen Abend noch.“

„Danke.“

Heute Morgen Nachmittag: Ein Mitarbeiter der Hauptpost Burgdorf ruft an.

„Ja, grüessech. Offenbar waren Sie gestern bei uns am Schalter. Offenbar geht es um Ihr Postfach.“

„Genau. So ist es.“

„Und um was genau geht es?“

„Ou, Sie. Das ist inzwischen eine sehr lange Geschichte.“

„Ja?“

„Ja. Kurz gesagt: Mitte März habe ich mich bei Ihnen um ein Postfach für meine Geschäftspost beworben. Inzwischen hat sich gezeigt, dass das offenbar nicht geht.“

„…“

„Ich wäre froh, wenn Sie das Postfach einfach aufheben würden. Die Geschäftspost können Sie in meinen Briefkasten an meiner Privatadresse legen.“

„Dann heben wir also das Postfach auf.“

„Das wäre schön.“

„Können wir machen.“

„Danke.“

„Dann schauen wir mal, wie das geht.“

„Gut. Danke. Einen schönen Tag noch.“

„Ihnen auch.“

 

Jetzt kanns losgehen

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Schön wars: An der Eröffnung meines Büros herrschte im 1. Stock an der Hohengasse 4 in Burgdorf ein reges Kommen und Reden.

Zu den Gästen zählte, nebst vielen anderen Interessierten und Gratulanten aus dem Wirtschafts-, Kultur- und Unterhaltungsleben, auch Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch.

(Bilder: Schatz)

Interessant ist: Kaum hatte ich am Montagmorgen die Arbeit aufgenommen, versuchten unbekannte Gwundernasen

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mit allen Mitteln,

einen Blick auf meinen Schreibtisch zu werfen.

Bevor weitere Kräne in Stellung gebracht werden: für eine Besichtigung genügen ein Anruf oder ein Klingeln im Parterre.