Die Frage, die im „Quizduell“ fehlt

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Seit ein paar Wochen spiele ich  jeden Tag ein paar Runden „Quizduell“. In der Regel messe ich mich mit fünf bis zehn mir meist völlig unbekannten Gegnerinnen und Gegnern.

Von 92 Spielen habe ich  deren 63 gewonnen. 26 mal kassierte ich eine Niederlage. 10 Partien endeten unentschieden. Ein Kampf wurde von der Jury in meinem iPhone offenbar nicht gewertet.

In der Rangliste liege ich momentan (Stand Samstag, 15. März, 14.20 Uhr) auf dem 1’240’737. von 14’427’817 Plätzen.

Für meine kleinen Denksportaktivitäten wende ich täglich vielleicht eine halbe Stunde auf. In dieser Zeit habe ich es auf ein Rating von 1671 Punkten gebracht.

Wenn ich mir zwischendurch die Performances der Konkurrenz anschaue, frage ich mich, was in „Quizduell“ noch nie gefragt wurde: Was machen eigentlich jene Leute den lieben, langen Tag, die mit 10 000 und noch viel mehr Zählern die Spitzenränge belegen?

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Nachtrag: Zwei Tage später habe ich mich auf 2122 Zähler hoch- und damit auf den 345’466. von 14’603’401 Plätzen vorgekämpft. Daneben erledigte ich aber noch haufenweise viele einige zwei, drei andere Dinge.

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Nachtrag II (20. März 2014): Die Top Ten rücken in Griffnähe. Ich liege bereits auf Platz 146 699 von 14 786 067 Spielerinnen und Spielern.

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Bandenmässig organisiert

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Für „Schiffmann“, die neuste Inszenierung unseres Theatervereins, möchten wir an verschiedenen Orten mit Banden werben. Einer dieser Orte ist Hasle bei Burgdorf. Also schickte ich der Gemeindeverwaltung eine Mail:

„Sehr geehrte Damen und Herren

An zwei Wochenenden Mitte Mai führt die Szenerie Burgdorf im „Landhaus“ das Schauspiel „Schiffmann“ des einheimischen Autors Hans Herrmann auf (weitere Infos: siehe  www.szenerie.ch)

Für diese Inszenierung werben wir – unter anderem – mit Werbebanden am Strassenrand. Sie sind einen Meter hoch und zwei Meter breit (das Bild zeigt ein Banner, mit dem wir für unsere letzte Aufführung „Die Franzosenkrankheit“ geworben haben).

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Um für die Veranstaltungen auch ausserhalb der Stadtgrenzen werben zu können, frage ich als OK-Chef und Präsident der Szenerie Burgdorf Sie hiermit höflich an, ob es möglich sei, in Ihrer Gemeinde eine dieser Banderolen zu montieren.

Stunden später schrieb mir Michèle Affolter von den Bürgerdiensten der Gemeinde Hasle zurück:

Leider gibt es in der Gemeinde Hasle keine Plakatanschlagestellen.

Eventuell gibt es am Bahnhof eine Möglichkeit. Zuständig wäre da jedoch die BLS.

Für Ihr anstehendes Schauspiel wünschen wir Ihnen viel Erfolg.“

Beim Bahnhof? Mitten in Hasle? Wo jeden Tag Hunderte – was sage ich: Tausende! – von Emmentalerinnen und Emmentalern unser Plakat sehen würden?

Vor meinem geistigen Auge sah ich die Vorverkaufszahlen schon durch die Decke schiessen. Ich beschloss, wie empfohlen, so schnell wie möglich die Bahn um eine Bandenaufhängerlaubnis zu bitten und liess der BLS  dieselbe Mail zukommen wie schon der Gemeinde.

Fabienne Bonadei, Sachbearbeiterin Immobilien bei der BLS Netz AG, winkte tags darauf ab – und verwies mich an eine weitere Stelle:

„Besten Dank für Ihre Anfrage betreffend der Aufhängung einer Banderole am Bahnhof Hasle-Rüegsau.

Da wir die Anbringung von Werbung durch unseren Partner der baracom GmbH regeln, bitten wir Sie, sich direkt mit der baracom in Verbindung zu setzen.“

Inzwischen ist auch eine Mail an die baracom GmbH unterwegs.

Ich bin gespannt, wies weitergeht – und ob wir die Bande noch vor der Dernière am 18. Mai werden in Hasle montieren können.

Nachtrag 20. März: Die baracom GmbH hat sich gemeldet und uns eine überaus vorteilhafte Offerte unterbreitet.

Auf zu neuen Ufern

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Nachdems heute in unserem internen Blog kommuniziert wurde, ist es jetzt offiziell:

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Ich orientiere mich nach über zwölf BZ-Jahren beruflich neu, wenn – Überraschung! – auch nicht in eine völlig neue Richtung: Schreiben und alles werde ich weiter.

Für Gwundernasen: Update folgt.

Vo Böju för Böjuer

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Es ist zum Verzeifeln: Alle Jahre wieder erhält jemand den Literaturnobelpreis für verschwurbelte Texte, die kein Mensch liest. Auf die Idee, jemanden auszuzeichnen, der etwas erschafft, was lesende Zeitgenossinnen und -genossen zuhauf interessiert und erfreut, ist offensichtlich noch niemand gekommen.

Ein heisser Kandidat – oder eine heisse Kandidatin – für diese Ehrung wäre jene Person, die auf Facebook vor ein paar Monaten die Seite „Du bist von…, wenn du…“ lancierte.

Seit jenem Tag können Leute wie du und ich online notieren, was ihnen in den Sinn kommt, wenn sie an den Ort denken, in dem sie aufgewachsen sind, und in dem sie einen prägenden Teil ihres Lebens verbracht haben.

Weil sich im Internet nicht nur Schrott in Sekundenbruchteilen über den ganzen Globus verstreuen lässt, sondern weil sich dank dieses Mediums auch immer mal wieder eine gute Idee rasend schnell fortpflanzt, gibt es inzwischen unzählige solcher Seiten, und stündlich werden es mehr.

Sie entwickeln sich nach und nach zu einem gigantischen kollektiven Gedächtnis, auf das auch kommende Generationen mit einem Mausklick werden zurückgreifen können.

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Was im Laufe der Zeit vergessen gegangen ist (oder in zig teuren Sitzungen beim Psychiater für vermeintlich immer verdrängt werden konnte), wird bei der Lektüre dieser Beiträge an die Oberfläche gespült.

Ehemalige Lehrer, Polizisten und Schulhausabwarte, Treffpunkte für Verliebte, Ladenbesitzer, kurlige Dorforginale oder kleine Welten bewegende Ereignisse: Die Bandbreite der Themen hat keinen Anfang und – hoffentlich – nie ein Ende.

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Auch für meine Heimatgemeinde wurde neulich eine derartige Seite aufgeschaltet (für Facebooker: Hier ist sie). „Du besch vo Böju, wenn…“ heisst die virtuelle Fundgrube, in der schon weit über 300 aktuelle und frühere Einwohnerinnen und Einwohner von Beinwil am See ihre ganz persönlichen Erinnerungen austauschen.

Manche dieser irgendwann von meinem Radar verschwundenen Nostalgiker tauchen jetzt wie aus einem dichten Nebel vor mir auf, wenn ich etwas von ihnen lese. Ich sehe Häuser, die dem Erdboden gleichgemacht wurden (wie zum Beispiel

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die alte Post,

in der ich meine ersten Schritte wagte, und in der ich später meiner Schwester das Laufen beibrachte, indem ich sie an den Hosenträgern in der Senkrechten hielt und süüferli durch die Wohnung manövrierte.)

Auch Pädagogen, die ich längst auf den Mond geschossen wähnte, und Wirtschaftsexperten, die rotnasig und pfuusbackig jeden Tag meinen Weg kreuzten, sind auf einmal wieder präsent (was nicht immer nur lustig ist; aber was solls).

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Wenn man weiss,

„e welere Richtig de Ängu ofem ref. Chileturm of sinere Schalmai spielt – för d Lüt e de Gartewirtschaft vom Hirt.“

oder wenn man

„em winter, iighänkt met 6 schlette, d hofmatt abgfahre“ ist

oder wenn man sich

„no cha a Sandmetzger erinnere“

oder wenn zuhause

„es paar Gläser vom Wettschwemme em Chochichaschte“ stehen

oder wenn man weiss,

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„dass das original Wappe vo anno dazumal gsi esch“

oder wenn man

„be de operette metgmacht hesch oder esch goh luege“

oder wenn man

„vo Ponzis ar Tankstelle no bedient wurde bisch“

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oder wenn man

„de Zythans (Tictac)“ kannte

oder wenn man

oder wenn es einen

„trurig macht, we d endwecklig vo böju isch,was gschäfter ,d beize, beckereie,metzgereie abelangt“

oder wenn man

„im Sommer de Sonntig of em Sprongtorm i der Badi verbrocht“ hat

oder wenn man

„no vor Auge hesch, we de Biitu Eichenberger Beat amene 1-Match am See onde en Uskick diräkt em gägnerische Goal versänkt het!“

oder wenn man

„d Frisur vom Bahnhofvorstand cha beschriibe“

oder wenn man

„dini Geissli oder ou d’Bääbi hesch chönne go taufe loh bim Pfarrer Schöni im Wohnzimmer vom Pfarrhus.“

oder wenn man

„d Habasuma Lisebeth no kennt hett“

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oder wenn man

bis Bösigers ad Metzgete isch, nume wäg de Öpfelschnitzli“

oder wenn man gesehen hat,

„wie de Herr Kasper e Radiergummi het loh flüge“

oder wenn man

„in der Osterzeit die Müllcontainer bei der Haschi nach Ausschuss Zucker-Eili durchsucht hat. Die Ausbeute war jeweils gross und freute den Schulzahnarzt…“

oder wenn man

„Herr ond Frau Bruederer als Schuelhuusabwart kennt het“

oder wenn man

„em Lehrer Zemmermaa ede Päuse hesch müesse Zigarettekippe e Chöbu go tue“

oder wenn man

„em Häxewäldi di chliine Chend erschreckt“ hat

oder wenn man

„bir Frau Hauenstein, Frl. Vogt oder Herr Friedli id schuel isch“

oder wenn man

„zum wiederholten Mal Zeuge davon geworden bist, wie die Frau Haller ihren guten Willy zusammengestaucht hat. So in der Art wie: „Willy, lass das! Das findest Du eh nie. Ich mach das“. Dabei wollte der gute Mann den Kunden doch nur behilflich sein.“

oder wenn man

„i de badi esch go papierli zämesammle ond deför vom badmeister e glace öbercho“ hat,

oder wenn man

„zo de Fröilein Sager ed Schnorpfi esch“

oder wenn man

„no weisch dases 2 metzger gha het ond de schmedlibeck“,

oder wenn man

„vom Metzger Edi Chuehörner zom Us-Choche ond Chueauge als Färnseh heignoh“ hat,

oder wenn man

„de Muserjöggu“ kannte (der „genau 2 Zäh im Mul“ hatte: „Eine Obe zum en härdöpfel schelle und eine unde zum Nasegrüble…“

oder wenn man weiss, dass

„de Krimi-Willi be dim Töffli hinde in Uspoff gluegt het ond gseit het es stimmi öppis mitem Zylinder ned.“

oder wenn man

„bem Ölerbeck am Sondig esch go e Chäswäie asse“

…dann – und nur dann! – ist man von Böju.

Und hat viele Gründe, darauf chli stolz zu sein.

Denn all das hat kein anderes Dorf auf der Welt zu bieten.

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(Die historischen Bilder zu diesem Beitrag habe ich von Martin Burger geklaut, der die „Du besch vo Böju…“-Seite regelmässig mit Fotos aus dem Archiv seines Vaters Renato Burger bereichert. Ich hoffe, er nimmt mir den Diebstahl nicht allzu übel.)

Das waren noch Zeiten

Masobuch

„Der Veranstalter empfahl uns aufgrund seiner trüben Erfahrungen, am besten einfach weiterzuspielen, was immer auch im Saal passierte, die Saalbeleuchtung voll aufzudrehen und unsere eigene Lightshow zu vergessen.

Seine Warnungen waren nichts im Vergleich zu dem, was sich zeigte, als ich meinen Platz hinter den Trommeln einnahm. Die dunkle Lache dort, wo noch ein paar Minuten zuvor der Drummer der vorigen Band gesessen hatte, war nicht zu übersehen. Er hatte offensichtlich zu wünschen übrig gelassen und dafür buchstäblich bluten müssen.

Als wir anfingen zu spielen und die Beleuchtung dämpften, verfielen die Zuhörer in staunendes Schweigen. Zunächst nahmen wir an, unsere Musik und die Lightshow hätten ihr Interesse geweckt.

Doch ein schauriges Gepolter belehrte uns bald eines Besseren: Die Dunkelheit bot ihnen lediglich die willkommene Gelegenheit, wie die Berserker übereinander herzufallen.

Erst sehr spät befolgten wir dann den Ratschlag des Veranstalters und erfüllten unseren Teil des Vertrages, mit psychedelischer Musik das Getöse der urlaubswütigen Schotten, die sich munter gegenseitig das Mark aus den Knochen droschen, zu begleiten.“

(Schlagzeuger Nick Mason erinnert sich in seinem Buch „Inside out“ an einen frühen Auftritt seiner Band Pink Floyd)